B-Thriller für A-Geld: »The Beast«

Genug Nougatstückchen

Die »Fantasy Filmfest White Nights« beeindrucken mit einem indonesischen Superheldenfilm

Früher markierten die Fantasy Filmfest White Nights die Halbzeit zwischen den Sommer-Spektakeln des Verworfenen wie Verwirrenden. Aber nachdem sich deren Termin in den Frühherbst verschoben hat, fragt man sich: Schon wieder? Aber selbst wenn die Adrenalinwellen vom Fantasy Filmfest im September noch nicht abgeebbt sind: Dem Fantastischen Film kann und sollte man sich immer hingeben können.

Gefangenschaft scheint ein heimliches Hauptthema dieses Durchgangs zu sein. In Bill Olivers »Jonathan« stellt sich die Frage: Wer genau ist hier eigentlich eingesperrt — der junge Mann, dessen Name der Film trägt, oder sein -Bruder John, der sich mit ihm gezwungenermaßen einen Körper teilt? Alle zwölf Stunden übernimmt der jeweils andere die Kontrolle. John will aus der Enge seines Zeitkorsetts heraus. Er will was losmachen, was erleben, anders als Jonathan, dem es gar nicht strukturiert genug zugehen kann. Die Konsequenzen kann man sich denken — auch wenn der Film sie anders erzählt, als es der Genrefan gewöhnt ist.

Dessen Gelüsten und Trieben entspricht eher Kristoffer Nyholms Leuchtturm-Thriller »Keepers«. Angeblich soll es für dessen wenig originelle Handlung eine historische Referenz geben, aber das ändert hier nichts an der angenehm zeichenbrettigen Natur der Dinge. Ganz sicher auf realen Vorgängen basiert Jonas Åkerlunds »Lords of Chaos«, eine Art Filmbiografie in Genregestalt von Mayhem, einer der ersten Black-Metal-Bands Norwegens, die wegen einer Serie von Gewalttaten und Verbrechen eher berüchtigt ist als berühmt. Åkerlund war früher Schlagzeuger der schwedischen Black-Metal-Band Bathory und ist mittlerweile ein Superstar des Musikvideos sowie gelegentlicher Spielfilm-Regieexzentriker — hier tobt er sich aus. Kunst und Leben sind in »Lords of Chaos« schwer voneinander zu trennen. Und so ist das, was manchmal wie ein Horror-Delirium des britischen Hammer-Studios wirkt, in Wirklichkeit nichts anderes als eine zugespitzte Nachbildung von Kirchenbränden und einem Mord im Norwegen der 90er Jahre — begangen von Mayhem-Mitglied Varg Vikernes. »Lords of Chaos« ist ein angemessener Zugang zu der gesamtgesellschaftlichen Düsternis Norwegens.

Fantasy Filmfest White Nights

18./19. Januar 2020, Astor Film Lounge
fantasyfilmfest.com