Ratloser Städter auf der Suche nach Wohnraum: der Fuchs, Foto: pixabay

Gemeinsam im Großstadtdschungel

Eine Veranstaltung zeigt, wie Tiere und Menschen in Köln gute Nachbarn werden können

»Wem gehört die Stadt?« — eine Frage ist zum Slogan im Kampf gegen Verdrängung geworden. Antwort: den Menschen, natürlich. Man kann die Frage allerdings auch weniger entschieden beantworten. Was in wachsenden Städten wie Köln, in denen Wohnungen, Kindergärten und Schulen fehlen, rasant verschwindet, sind Brachen und freie Flächen. »Potenzialflächen« heißen die in der Stadtplanung — Potenziale für menschliche Bedürfnisse. Neu gebaut wird zumeist dort, wo wilde Tiere ihre Lebensräume haben. Wachsende Städte verdrängen nicht nur Menschen, sondern auch Tiere.

 

»Das geht auch anders«, sagt Ines Pinkepank von der Initiative Honig Connection: »Gute Lebensqualität für uns und wertvolle Habitate für Tiere schließen sich nicht aus.« Die Bienen-Aktivisten der Honig Connection widmen sich mit dem Haus der Architektur Köln (hdak) einer Stadtplanung, die Mensch und Tier gleichermaßen berücksichtigt.

 

Längst haben Insekten und Vögel, Reptilien und Säugetiere die Stadt zu ihrem Lebensraum gemacht. Fast die Hälfte aller Säugetiere, die in Deutschland heimisch sind, kommt mittlerweile auch in Städten vor. Viel mehr noch: Städte sind für viele Tierarten zu einem Rückzugsort geworden. Artenschutz findet nicht länger nur in ländlichen Gebieten statt. »Animal-aided Design« heißt die Disziplin der Stadtplanung, die Tiere als Bewohner von Städten achtet und ihre Bedürfnisse bedenkt; nicht erst am Ende von Planungen, sondern von Beginn an. Für Ideen und Impulse ist nicht einmal der Mensch verantwortlich: »Wenn wir wilde Tiere in der Stadt beobachten, bekommt man eine neue Sichtweise auf Architektur und Landschaft«, sagt Ines Pinkepank. Wo schlafen Fledermäuse? In welchen Bäumen nisten Vögel? Welche Pflanzen locken Insekten an? 

 

Die Veranstaltung »Biene, Igel, Nachtigall & Co. — Ideengeber für Architekten und Landschaftsgärtner« erörtert neben dem Animal-aided Design weitere Konzepte, mit denen Natur und Stadt in Einklang gebracht werden können. So stellt der renommierte Landschaftsarchitekt Cassian Schmidt aus Weinheim den »New German Style« vor, der biodiverse Gärten mit ausdauernden Blütepflanzen vorsieht. 

 

Welche Ideen in Köln umsatzbar sind, beantworten unter anderem Vertreter der Stadt und des Landschaftsverbands Rheinland.  Grün- und Erholungsflächen aufzuwerten, »ist nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die mit uns lebenden Tiere ein Gewinn«, sagt Joachim Bauer, der stellvertretende Leiter des Grünflächenamts. Die Stadt gehört den Menschen, aber eben nicht ihnen allein.

 

Fr 22.2., VHS-Forum, 18–21 Uhr