Gott ist ein Skilehrer

Stefan Bachmann inszeniert Elfriede Jelineks Schnee Weiss (die Erfindung der alten Leier)

 

Oft sind es heftige Bilder, auf die man sich während einer Inszenierung eines Stückes von Elfriede Jelinek einlässt. Zurzeit im Depot zu sehen ist »Schnee Weiss (Die Erfindung der alten Leier)«, eine für sie typische, sprich: brutalehrliche Auseinandersetzung mit aktuellen Konflikten, die in übergreifende Kontexte geschoben werden.

 

Dieses Mal geht es um die Miss-brauchsfälle im östereichischen Skisport, die erst 2017 öffentlich thematisiert wurden. Schauspiel-Intendant und Regisseur Stefan Bachmann verlässt sich dabei auf die Metaphorik, welche die Szenarien auf der Bühne freisetzen. Ein Foto eines solchen Szenarios könnte demnach so beschrieben werden: Hinter einer Wand aus Glas wird eine Frau von einer gehörnten Person mit einem Skipokal vergewaltigt, während »Von drauß’vom Walde komm‘ ich her« zitiert wird.

 

Zuschauer dieses Horrors sind Jesus, der hilflos mit der Dornenkrone im Hintergrund steht, ein Clown, der stark an das Monster aus dem Film »Es« erinnert, und ein Engel, der lässig auf dem Dach des Hauses posiert. Mit Blick auf Jelineks Texte, die sich schon beim Lesen nicht immer direkt erschließen, bedarf es einer solchen Suggestivkraft auf der Büh-ne, um hinter ihre Sprache zu gelan-gen. Man könnte diese Umsetzung plakativ nennen. Im Fall Jelinek und angesichts des Sujets — sexueller Missbrauch, konnotiert mit Religion und Leistungssport — erweisen sich Hau-Drauf-Methoden wie zum -Bei-spiel die Ausstellung des erbarmungslosen Après-Ski-Gehabe aber als angemessen. Die Kirche und Gott selbst, auf der Bühne in einer Person gleichzeitig auch Skivater, Chef des Skiverbands und Rektor, werden als allgegenwärtig perfide dargestellt. Der »heiligen Kuh«, die der Skisport für die nationale Identität Österreichs war, wird der Kopf abgeschla-gen. Gott darf seine Runden, im Rollstuhl sitzend, letztlich immer nur im Kreis drehen.

 

Wer hat die Macht zur Legitimie-rung von Wert und Handlung? Dass solche Fragen nicht ausreichen, um Realität zu erklären, zeigt dann auch die Thematisierung von Schuld-, und Sühnegefühlen bei den Opfern der Grausamkeiten. Dass das Stück in sei-ner Wirkmacht über die Problema-tisierung von Machtgefällen hinaus möchte, wird mit dem Wissen um den Einfluss von Freud und Nietzsche deutlich. Um also besser zu begreifen, was auf der Bühne dar-gestellt werden soll, lohnt sich ein vorausgehender Blick in den Text.

 

»Schnee Weiss (die Erfindung der alten Leier)«, A: Elfriede Jelinek, R: Stefan Bachmann