Bea Feitler

Bereits mit 25 Jahren übernahm die in Rio de Janeiro geborene Bea Feitler (1938–82) gemeinsam mit Ruth Ansel die Art-Direktion des Modemagazins Harper’s Bazaar. Unter dem dezidiert weiblichen Blick des kühnen Frauen-Duos fanden die kulturellen und politischen Veränderungen der 60er Jahre Eingang in das Massenmedium. »Feitler be-trach-tete den weiblichen Körper als Form und erweiterte die Hochglanz-Ästhetik des Modemagazins um eine gleichzeitig poetische und kritische Perspektive«, erklärt Marte Eknæs, die die Ausstellung »Power of Print — The Work and Life of Bea Feitler« im Kölnischen Kunstverein gemeinsam mit Nicolau Vergueiro konzipiert hat. 

 

Das Künstler-Duo beschäftigt sich in seiner eigenen Arbeit mit den subtilen Strukturen, die hinter der Fassade unseres alltäglichen Lebens wirken, und interessiert sich daher besonders für Bea Feitlers ganzheitliches Design-Prinzip. »Was auf den ersten Blick so frisch und zwanglos wirkt, folgt einer konsequenten Haltung: Für Feitler war ein Magazin mehr als eine Abfolge von Beiträgen. Sie sah es als Einheit, in dem Bild und Text gleichberechtigt sind und prägte damit redaktionelle Prinzipien bis heute«, so Eknæs. 

 

Auch Feitlers feministischer An-spruch an Design ist heute wieder aktuell. 1971 gründete sie gemeinsam mit den Aktivistinnen Gloria Steinem und Dorothy Pitman das feministische Magazin Ms., das Pop und Politik verbinden wollte. Auf dem Cover der ersten Ausgabe prangt die cartooneske Darstellung einer an die Göttin Shiva erinnernden »working mom«, die an ihren acht Armen gleichzeitig Utensilien wie Handspiegel, Schreibmaschine und Bratpfanne jongliert. Ein Bild, das mit Smartphone statt Telefonhörer heute noch die mühselige Vereinbarkeit von Kind und Karriere illustrieren könnte.

 

Das feministische Netzwerk der revolutionären Designerin wurde durch Freundschaften mit Andy War-hol, Diane Arbus, Annie Leibovitz und anderen Protagonistinnen der Kulturszene ergänzt. Umso über-raschender, dass Bea Feitler selbst weitgehend unbekannt geblieben ist. Neben den Original-Magazinen bieten Postkarten, Fotos und Artefakte nun endlich einen Einblick in ihr Leben und Schaffen. 

 

 

Kölnischer Kunstverein, Hahnenstr. 6, 16.2.–31.3., Eröffnung, 15.2., 19 Uhr