The Hate U Give

George Tillman Jr. gelingt ein optimistisches

Jugenddrama über Rassismus

Als wäre die Zeit der Jugend nicht schon schwer genug, hat die 16-jährige Starr als Tochter einer schwarzen Mittelstandsfamilie an einer weiß geprägten Privatschule in Sachen Selbstfindung noch ganz andere Probleme. Statt jedoch an den gelebten Widersprüchen zu zerbrechen, macht die Heldin dieser Verfilmung von Angie Thomas’ Romanerfolg eine gute Figur: Beim Grenzgang zwischen schwarzen Roots und weißer Vorstadtidylle lässt sie sich weder ethnisch noch sozial vereinnahmen. 

 

Sie ahnt, dass sie für manche ihrer weißen Freunde vor allem das Maskottchen vermeintlicher Offenheit darstellt. Doch sie weiß sich zu behaupten und kommentiert die Klischees und Zerrbilder, die ihre schwarze und weiße Umgebung voneinander haben, aus dem Off heraus mit kessen Sprüchen. Besonders im ersten Viertel ist »The Hate U Give« (in Anlehnung an Tupac Shakurs »ThugLife«-Akronym für »The hate you give little infants fucks everybody«) eine leichtfüßige Satire auf das verspannte Nebeneinander von Klassen und Rassen im Amerika der Gegenwart. Ethnisch-soziale Spannungen verlaufen nicht nur durch die Nation, sondern das Individuum selbst — und sind, zumindest bei Starr, zu bewältigen. 

 

Als sie aber in einer schicksalhaften Nacht Zeugin wird, wie ihr schwarzer Sandkastenschwarm Khalil von einem nervösen, selbstredend weißen Polizisten erschossen wird, ändert sich der Ton und »The Hate U Give« mutiert zum bitteren #BlackLivesMatter-Drama, das sich auf die viel zu zahlreichen, nicht selten tödlich verlaufenen Beispiele weißer Polizeigewalt gegen Afroamerikaner beruft. Wut und Entrüstung erfassen die schwarze Community, während es Starr immer schwerer fällt, die Verzweiflung nicht die Kontrolle über ihr Denken und Handeln übernehmen zu lassen. Bald schon drängt jede Seite sie dazu, sich zwischen Black Power und White America zu entscheiden. 

 

Mehr als einmal ächzt »The Hate U Give« unter der schieren Masse guter Vorsätze. Schließlich will der Film von George Tillman Jr. (»Notorious B.I.G.«) schwer kontroverse Themen in Form eines engagierten Jugenddramas aufarbeiten, das nebenbei auch noch leichtfüßig, gut konsumierbar und optimistisch ausfallen soll. Doch der Kraftakt gelingt am Ende. Auf allgemeingültige Antworten wird dabei verzichtet, aber zumindest ein Ausweg aus der Abwärtsspirale von Angst und Hass angedeutet. Denn wenn sich die großen gesellschaftlichen Konflikte in jedem selbst wiederfinden lassen, sind vielleicht auch die Lösungen am selben Ort zu finden.

 

 

The Hate U Give (dto) USA 2018, R: George Tillman Jr., D: Amandla -Stenberg, Russell Hornsby, Regina Hall, 132 Min. Start: 28.2.