Bin ich kein Roboter?

In »The Perfect Match« verhandeln Kimchibrot Connection körperliche Liebe und Künstliche Intelligenz

Dem Physikal Theatre wird zu wenig Beachtung geschenkt. Dabei ist die Aussagekraft dieser Art der Darstellung phantastisch, denn für die Erzählung der Geschichte braucht es keine Worte. Die Bewegungen entfalten ihren Zauber, weil ihre Bedeutung in der Betrachtung des Zuschauers liegt.

 

Die Kimchibrot Connection ist eine junge Kompanie von AbsolventInnen der Folkwang Universität der Künste und zeigt momentan auf der Studiobühne eine wunderbares Stück zum Thema Technik und Mensch. Eher unfreiwillig lässt sich eine junge Frau von der Stimme ihrer künstlichen Intelligenz dazu überreden, eine personifizierte Version von ihr zu kaufen. Die KI tritt daraufhin als männlicher Roboter in ihr Leben ein (tänzerisch beeindruckend: Constantin Hochkeppel). Schon vor dem missverständlichen Kauf wird die Abhängigkeit der jungen Frau von den Dienstleistungen ihres virtuellen Begleiters ausgestellt. Eine krächzende Stimme regelt Tag für Tag ihr Leben, humorvoll dargestellt mit einer routinierten Dauerhetze, um den Anweisungen des Geräts folgen zu können.

 

Als sich herausstellt, dass der Roboter gleichzeitig Hemden bügeln, Mama absagen und Beine epilieren kann, entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden, die symbiotisch ist. Die Choreographie des Tanzes dieser Beziehung ist dabei so clever gemacht, dass sie gleichermaßen auf ihre Normalität und ihre Absurdität verweist. Es fällt zum Beispiel kaum auf, dass
es nach einer Zeit nicht mehr der Roboter ist, der sich um den Menschen kümmert, sondern der Mensch, der alles dafür tut, dass der Roboter seinen Gewohnheiten nachgehen kann. Natürlich ist die Effizienzmaximierung des Alltags, die der Roboter anstrebt, auf die Dauer nicht auszuhalten. Begleiterscheinung der Algorithmen ist nämlich die Konfrontation mit dem Menschlichen, was die junge Frau nach einem Akt der Rebellion gegen die Verordnungen des Roboters auch als wunderbar empfindet. 

 

Das Stück macht deutlich, in welche Richtung wir uns inzwischen bewegen: automatisierte Emotionsanalyse und das Verrechnen von intimsten, teils körperlichen Daten, sind keine Dystopie auf der Bühne, sondern ganz aktuell das, worüber gestritten wird. Wobei dieser Streit schon längst nicht mehr Ethik, sondern Patentrechte verhandelt, auch auf diesen Wahn geht das Stück ein. Die Dimension des Konsums wird mit viel Humor immer wieder auf die Schippe genommen.

 

 

»The perfect match«, A+R: Kimchibrot Connection, 4.–6.4, studiobühneköln, 20 Uhr