»Beach Bum«

Harmony Korine (»Spring Breakers«) feiert den Hedonismus

Peace Alter! Auch wenn die Graswolken, die Stoner-Poet Moondog in jeder Szene umwehen, quasi durch die Leinwand zu riechen sind und das umnebelte Grinsen nie aus seinem Gesicht weicht, will sich der »Beach Bum« nicht so ganz in die Riege der dauerbreiten Kino-Kiffbrüder einreihen. Mehr als einer Gras-Klamotte im »Cheech & Chong«-Stil ähnelt die irrwitzige Strand-Odyssee einer Mischung aus Marco Ferreris »Das große Fressen« und Barbet Schroeders »Barfly« in den Kulissen einer »Baywatch«-Folge. 

 

Das kommt davon, wenn die Köpfe dreier notorischer Kino-Chaoten zu lang unbeaufsichtigt in der prallen Sonne rotieren. So entführt Regisseur Harmony Korine, der ewige Vermittler zwischen hoher Kunst und niederen Impulsen, den Zuschauer nach dem Bikini-Banditen-Opus »Spring Breakers« erneut in die Halbwelt Miamis — ein Ort, an dem der Traum von sinn- und reuelosem Hedonismus bei bestem Wetter Realität geworden ist. Wer sollte die dort stattfindenden Bacchanalien besser einfangen als Kamera-Virtuose und Gaspar-Noé-Komplize Benoît Debie, der sich kopfüber ins Getümmel stürzt und dabei auch die schmierigsten Ecken ins rechte Neonlicht setzt. 

 

Als Star und Publikumsmagnet hat sich diesmal Matthew McConaughey in den Kreis der Verschwörer gesellt. Dass sich der smarte Texaner wohl in seiner Haut fühlt und am liebsten urigen Surfer-Charme spielen lässt, ist kein Geheimnis und hat selbst verkrampfte Großproduktionen wie »Interstellar« und einen schmierigen Oscar-Köder wie »Dallas Buyers Club« erträglich gemacht. Als Moondog wirkt er endlich ganz bei sich, darf das Hemd aufknöpfen, schrille Drop-out-Lyrik darbieten und mit anderen, ähnlich derangierten Kaputtnicks drauflosimprovisieren. Hier die leicht bekleidete Isla Fisher als Herzdame, da Snoop Dogg als dauerbedröhnter R’n’B-Star, Jonah Hill als sackgrabschender Literatur-Agent, Martin Laurence als Delfin-Aficionado oder Zac Efron als energetischer Druffie mit unfassbarer Frisur. Wer braucht da noch eine Story? Hin und wieder täuscht Korine dann doch etwas wie eine Geschichte an, nur um sie feixend wieder fallen zu lassen. Die Anwesenheit des Bekloppten-Adels vor und hinter der Kamera reicht völlig aus. 

 

Wer unbedingt will, darf das entstandene Fanal des groben Unfugs gern als Meditation über den Urwuchs der Kreativität oder den Weg der Exzesse zum Palast der Weisheit deuten. Der Rest sollte sich freuen, dass es eine so glorreiche filmische Idiotie wider besseres Wissen und gute Sitten überhaupt gibt. Verstehen lässt es sich nüchtern ja doch nicht. Peace out!

 

 

Beach Bum (dto) USA 2019, R: Harmony Korine, D: Matthew McConaughey, Isla Fisher, Snoop Dogg, Zac Efron, 95 Min. Start: 28.3.