Schwarzlicht

Argentinien, die 70er Jahre. Carlitos Tomassini, italienischstämmiger Mafiagangster, wird gerade dreißig, als seine Familie beschließt, ihren Sohn künftig auf legalen Bahnen kreisen zu lassen: zu gefährlich ist das Leben in der Zeit der Militärdiktatur, zu schockierend waren selbst für Berufsgangster die Folter- und Vergewaltigungserlebnisse, die Carlitos während seiner kurzen Zeit in Haft erdulden musste.

Allerdings gibt es da ein Problem: Die Geheimpolizei hat Carlitos Cousin entführt, eine marxistische Nervensäge vor dem Herrn, aber Familie ist Familie. Carlitos verspricht der Tante, den Verschwundenen zu finden – und damit nimmt das Delirium dieser Geschichte seinen Lauf: mit Orgien, Exzessen, Folterungen, Schießereien, Morden, Morden und noch mehr Morden und einem bürgerkriegsähnlichen Showdown. Ein Tarrantino-Film ist dagegen ein Kindergeburtstag.

Das Ergebnis ist eine geradezu schockierende Abrechnung mit der argentinischen Diktatur, ja generell mit Willkür, Folter und Mord. Die schnelle, chaotische, kokaingeschwängerte Geschichte lenkt dabei nur davon ab, dass der Autor eigentlich fassungslos ist angesichts dessen, was er da zu kommentieren hat. Aber es hilft nichts, deshalb rettet er sich in die Form, in einen geradlinig konstruierten, rauschhaft erzählten, listig aufgelösten Krimiplot.

»Ciao Papá« ist ein Monolith in der Kriminalliteratur – auch deshalb, weil von dem Autor Juan Damonte sonst keine Geschichte bekannt ist. Der 2005 im mexikanischen Exil verstorbene Argentinier hat anscheinend zwar einen weiteren Kriminalroman geschrieben. Aber dieser wurde nie veröffentlicht. Damonte ließ das Manuskript in einem Taxi liegen, ohne eine Kopie gezogen zu haben.