»The Dead Don’t Die«

 

Jim Jarmusch bleibt auch im Angesicht der Zombie-Apokalypse lakonisch

Wenn sich Zombies erinnern, klingt das wie ein tief aus dem Inneren kommendes Grunzen. Ein einziges Wort sprechen sie, das die größte Lust im Leben archiviert. So kommt es, dass die Untoten in Jim Jarmuschs »The Dead Don’t Die« in Neigungsgruppen durch die Straßen der Kleinstadt Centerville ­ziehen: Die einen stehen vor der Apotheke und forden »Xanax!«, das Beruhigungsmittel, andere wieder stammeln, noch im Jenseits das leuchtende Smartphone in der Hand: »WLAN«.

 


Die Sequenz ist schon einer der gelungensten Gags des Films. Der 66-jährige US-Amerikaner ­Jarmusch lebt als Regisseur seine Liebe zu lakonisch gereichten Pointen ungeniert aus. Bezüge zur Gegenwartkeit sind dabei durchaus gegeben. Die Proletarier unter den Zombies kehren aus ihren ­Gräbern zurück, weil die Erde aus dem Takt geraten ist und die Tage immer länger werden. Das Leugnen des Klimawandels, die vielen Fake-News: Hier zeigt sich das hässliche Resultat. Iggy Pop in Zombiegestalt ist einer der ersten, der sich im Diner in einen anderen Bauch verbeißt und danach eine Ladung Kaffee ins Leere schüttet.

 


Recht leblos sind in »The Dead Don’t Die« allerdings auch andere Protagonisten. Bill Murray, Adam Driver und Chloë Sevigny verkörpern die Cops des Orts, die dem teuflischen Treiben ratlos gegenüberstehen. Während Driver unauf­hörlich wiederholt, dass alles böse enden werde, und dabei mit keiner Wimper zuckt, staut sich bei Murray im allmählich der Ärger an. Etwas mehr Initiative zeigen Steve Buscemi als kränklicher Bauer (mit »Keep America White Again«-Baseballkappe) sowie Tilda Swinton, die ein Bestattungsinstitut führt und nebenbei virtuos japanischen Schwertkampf praktiziert.

 


Jarmusch muss eine Komödie über den Fatalismus der Gegenwart im Sinn gehabt haben. Die Welt verdüstert sich, aber die Menschen wissen keine Antwort, wie die drohende Apokalypse aufzuhalten sei. Also machen sie sich nicht viel vor. Jarmusch tut es genauso, indem er seine stilistischen Vorlieben trainiert, Zen-Übungen aus längeren Fahrten und staubtrockenen Dialogen. Irgendwann dient dann sogar in einem Meta-Witz das Drehbuch selbst als Ausrede für die Loops und den Stottermodus des Films.

 


In »Only Lovers Left Alive« hat Jarmusch 2013 auf zwingendere Weise auf ein Horror-Genre zurück­gegriffen und den VampirMythos für seine Idiosynkrasien eingespannt. Da wurde der Fluch des ewigen Lebens zur Gelegenheit, all den schönen Dingen (Bücher! Musik! Filme!) die Ehre zu erweisen. In »The Dead Don’t Die« hat er zwar auch zahlreiche Verweise auf die Filmgeschichte eingestreut, aber diesmal bleiben sie eher ­Zierat. Nicht einmal die Popkultur kann uns noch retten.

 


The Dead Don’t Die (dto) USA 2019, R: Jim Jarmusch, D: Adam Driver, Bill Murray, Tilda Swinton, 104 Min. Start: 13.6.