Ebertplatz: Roll over Angstraum!

Sechseckig ist der Ebertplatz. Und jede Ecke ist stigmatisiert. So auch die sechs Rolltreppen, die seit 15 Jahren stillliegen. Nun funktionieren zwei von ihnen wieder — nur nicht im herkömmlichen Sinne.

 


Schon aus der Entfernung kann man die massive Holzkonstruktion erkennen, die aus einem der Treppenaufgänge ragt. Zwischen den einzelnen schwarz-weißen Elementen ist Plexiglas, durch das pulsierendes Licht scheint. »Gatecrash« heißt die Installation von Sandy Craus und Sebastian Hahn. Stark, kontrastierend und konkurrierend mit der roten Leuchtwerbung der an derselben Ecke positionierten Pommesbude nimmt sich die Installation ihren Platz. Sie füllt den speziell geformten Raum der Rolltreppe mit Licht und Volumen, erweitert und streckt ihn. Gleichzeitig funktioniert sie wie ein Leuchtturm, der den Weg hinab in die Ebertplatzpassagen weist.

 


Eine weitere Treppe führt zu den Ladenlokalen. In »Pass« haben die Künstler Roman Jungblut und Claus Daniel Herrmann mit Unterstützung von Eduard Paal und Sebastian Heilmann den politischen Diskurs rund um den Platz verarbeitet. Wem gehört er, wer darf ihn betreten? Berührt man den Transitbereich Rolltreppe, wird einem durch integrierte LED-Leuchten signalisiert, entweder durchzugehen oder stehenzubleiben. Bei grünem Licht erklingen mit jedem Schritt Klänge, begleitet von farbigen Rhythmen.

 


Während die Kölner Politik davon träumte, eine Tiefgarage zu bauen und den Ebertplatz zuzuschütten, zogen Künstler*innen schon lange Inspiration aus dem angeblichen Angstraum. So rollten bereits 2015 Franziska Windisch und Meryem Erkus mit einem Rollrasen für Besucher*innen den roten Teppich aus. Daraus entsprang die Idee für die öffentlichen Ausschreibung »Neue Zugänge zum Ebertplatz« des Kulturamts. Acht Künstler*innen wurden ausgewählt, sich mit den Rolltreppen zu beschäftigen.

 


Der Wettbewerb ist Teil des Interimsplans, der bis zum geplanten Komplettumbau 2021 den Platz beleben soll. Das Wasser des Brunnen plätschert wieder, die Rollos der vier Kunsträume sind ganztägig hochgefahren. Eine neue Saison der Bürgerinitiativen und des kreativen Austauschs am Ebertplatz hat begonnen. To be continued.

 




Die Rolltreppenwerke sind 24 Stunden begehbar. Öffnungszeiten der Kunst­räume täglich 15–20 Uhr, auf Wunsch Führungen durch eine Aufsicht

 


Info: unser-ebertplatz.koeln