Stop and Go

Auf der Aachener Straße fahren künftig Expressbusse. Aber die Pläne sind mutlos



Die Busse kamen pünktlich. Schon ein halbes Jahr, nachdem sich der Stadtrat mit knapper Mehrheit für eine Expressbuslinie auf der Aachener Straße ausgesprochen hatte, legte die Verwaltung im Juni die Pläne dazu vor. Am 9. Juli wird der Rat darüber befinden, damit zum Fahrplanwechsel im Dezember die neuen Linien 171, 172 und 173 rollen können. Sie sollen kurzfristig die Kapazitäten auf der überlasteten Ost-West-Achse erweitern.

 


Was zunächst nach einem Erfolg klingt, ist nur mutlose Verkehrspolitik. Der Rat hatte beauftragt, eine Express-Buslinie auf einer eigenen Spur von Weiden-West bis Höhe Eisenbahnring einzu­richten. Die Vision: Der Bus rollt im Fünf-Minuten-Takt an den im Stau stehenden Autos vorbei. Das wäre ein Bekenntnis zur ­Verkehrswende gewesen.

 


Die Verwaltung aber sieht eine »1:1-Umsetzung« als »nicht machbar«. In Weiden ist die Aachener Straße auf knapp 300 Metern einspurig und an einigen weiteren Stellen nur zweispurig, was in der Tat eine Herausforderung darstellt. Eine eigene Busspur könne aber nur im dreispurigen Bereich zwischen Militärringstraße und Innerer Kanal­straße eingerichtet werden, so die Verwaltung. Die Verkehrsbelastung sei zu hoch. Aber auch im dreispurigen Bereich soll der Bus nach ihrem Willen nicht ganztägig auf einer eigenen Spur fahren, sondern nur zu den Hauptverkehrszeiten von 7 bis 9 Uhr sowie von 15 bis 19 Uhr. Damit entspreche man den Bedürfnissen der Braunsfelder Gewerbetreibenden nach Anlieferung und Parken.

 


Handwerk und Handel kritisierten den Vorschlag der Verwaltung, und die FDP schlug plötzlich eine neue Stadtbahn-Linie 2 zwischen Weiden und Rudolfplatz vor. Niemand aber sagte, dass die Verwaltung ihren Auftrag nicht umgesetzt hatte. Sogar die Antragsteller Grüne und CDU hielten sich mit Kritik zurück oder fanden gar Lob.

 


Zwar macht die Verwaltung vereinzelt gute Vorschläge, wie die bessere Anbindung von Stadtteilen wie Widdersdorf oder Junkersdorf oder eine Direktverbindung zum Hauptbahnhof. Aber die Vorlage hat nicht den Mut, sich eine Stadt ohne Dominanz des Autos vorzustellen. Nur wer Straßen verknappt und attraktiven Nahverkehr schafft, dem bleibt künftig erspart, dass der private Autoverkehr öffentlichen Raum vereinnahmt, die Luft verschmutzt, Lärm macht. Die Expressbusse auf der Aachener Straße wären eine Chance gewesen, Menschen zu bewegen, aus dem Auto auszu­steigen. Die Stadt hat sie nicht genutzt.