»Yesterday«

 

Danny Boyle führt heiter und liebevoll in eine Welt ohne die Beatles

 

Undenkbar, unmöglich und auch nicht wünschenswert: eine Welt ohne die Beatles. Doch in einer solchen Welt spielt der neue Film von Danny Boyle (»Trainspotting«) und Drehbuchautor Richard Curtis (»Notting Hill«). Ein zwölfsekündiger Stromausfall rund um den Globus muss als Erklärung reichen, und schon hat niemand etwas von den Beatles gehört. Platten, Noten, Filme, Bücher, Wikipedia-Einträge — alles weg, nichts weist mehr auf die Pilzköpfe hin.

 


Nur einer erinnert sich noch: Jack Malick (Himesh Patel), ein 30-jähriger Liedermacher, der von einer großen Karriere träumt, während er durch spärlich besuchte Pubs an der Küste Englands tingelt, enthusiastisch begleitet von Ellie, einer Sandkasten-Freundin. Während des Stromausfalls stößt Jack mit einem Bus zusammen. Als er am anderen Morgen im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein kommt, muss er entsetzt fest­stellen, dass niemand mehr die berühmteste Band der Welt und ihre tollen Songs kennt. Und so macht sich Jack daran, das ahnungs­lose Publikum mit »Yesterday«, »Back in the USSR«, »Penny Lane« und anderen Hits von Lennon/McCartney zu überraschen. Er wird zum Superstar.

 


Boyle und Curtis treiben die Verrücktheit ihrer Idee heiter und gelassen voran, mit vielen Verweisen auf die echten Beatles, zum Beispiel das berühmte Abschiedskonzert auf dem Dach von Apple Records, das hier eine dramatische Abwandlung erfährt. Die Musik der Beatles gibt hier den Ton an, 15 ihrer Lieder sind zu hören. Köstlich jene Szenefolge, in der sich Jack mit »Eleanor Rigby« abquält, weil er sich nur mühsam an Text und Melodie erinnert. Dabei wird der Film ganz nebenbei auch zu einem Lehrstück über Erfolg und Originalität, über Selbstverwirklichung und Ehrlichkeit vor sich selbst und anderen.

 


Jack schmückt sich mit den Federn anderer, und man ahnt als Zuschauer, dass das nicht gutgehen kann. Himesh Patel verkörpert perfekt den Zwiespalt eines frustrierten Sängers, der beherzt seine Chance ergreift, dann aber Skrupel bekommt. Spaß machen auch die Nebenfiguren, vor allem Ed Sheeran, der sich und seinen Erfolg selbstironisch auf die Schippe nimmt, aber auch Joel Fry als doofer Roadie und Kate McKinnon als abgebrühte Managerin. Nicht zu vergessen die bezaubernde Lily James als Ellie, die mehr ist als nur eine alte Freundin. Denn auch das ist »Yesterday«: eine anrührende Romanze, in der Mann und Frau noch bemerken müssen, dass sie sich schon seit langem lieben.

 


(dto) GB 2018, R: Danny Boyle, D: Himesh Patel, Lily James, Sophia Di Martino, 116 Min. Start: 11.7.