Die perfekte Illusion

 

Sechs bleiche Kölner widmen sich als Los Apartamentos dem alten Sound Jamaikas

Alles fing mit der Marimbula an. Es handelt sich um eine Cajon-artige Holzkiste mit Resonanzlöchern, die in der Regel mit acht zupfbaren Metall-Lamellen versehen ist. Im Mento, der Ende der 30er Jahre als Ska- und Reggae-Vorläufer entstandenen ersten jamaikanischen folkloristischen Populär­musik, ersetze die Kiste den Bass. Ihr Sound ist sehr prägnant, da er einerseits für dröhnende Tieffrequenzen sorgt, andererseits aber metallisch-gläserne Obertöne mit perkussivem Charakter liefert.

 


Wer die Marimbula sein Eigen nennen möchte, muss sie sich selber bauen, industriell werden sie nicht gefertigt. Andreas Schulte, der sich in seiner Mento-Inkarnation Winston Friday nennt, hat genau dies getan — und auch gleich eine ganze Mento-Kapelle gegründet: Los Apartamentos. Mit dabei sind der aus der Ska-Szene stammende Sänger Lord Extra, Handtrommler Proppe von Erdmöbel, Percussionist Joe Scholes von den Braces, sowie Banjo-Spieler Ali Pang und Gitarrist P. P., mit denen Friday zuvor das kölsche Reggae-Trio Jamaika Jupp betrieben hat.

 


»P. P. kannte und mochte Mento wie ich«, erinnert sich Friday, »ich glaube für alle anderen war es mit der Bandgründung Neuland. Aber wir kommen ja fast alle vom Ska, und so hat der eine oder andere bestimmt Mento-Stücke gehört. Die Betonungen, die Akzente und das Feeling beider Stile sind ähnlich. Mit dem Frohsinn, der Unbeschwertheit von Mento kann sich bei uns jeder identifizieren.« Mento ist eher Volks- als Kunstmusik, eher spontan und improvisiert, »musikalisch mit geduldeten und gewollten Ungereimtheiten«.

 


Genau wie in den 50er Jahren auf Jamaika wurde bei den Aufnahmen für das erste Album »Water di Garden« lediglich ein Mikro in die Mitte des Studios gestellt. »Mit Ausnahme des Backing-Gesangs und der Solos ist jedes Stück live eingespielt«, betont Friday. Da der Fundus an Mento-Originalen überschaubar ist — es existieren nur wenige hundert Aufnahmen — fiel die Entscheidung, welche 14 Songs für die Platte bearbeitet und eingespielt werden sollten, offenbar recht leicht: »Das Album könnte programmatisch auch heißen: Los Apartamentos spielen die schönsten Mento-Hits«, so Friday.

 


Und man muss schon sagen: Wer mit dem Genre nicht hundertprozentig vertraut ist, könnte von den Apartamentos-Versionen leicht hinters Licht geführt werden, so authentisch klingen die Aufnahmen der sechs doch eher bleichen Kölner Herren.

 


Tonträger: »Water di Garden« ist bereits auf Jump Records erschienen.