Foto: Manfred Wegener

»Schrecklicher Exportartikel«

 

Eine Kölner Firma bietet einen Test an, der das Geschlecht

von Föten früh erkennt – Forscher schlagen Alarm

»Einfach. Frühzeitig. Risikolos.« Mit diesem Slogan wirbt das Kölner Unternehmen Plasmagen auf seiner Internetseite für einen Bluttest, der bereits nach der achten Schwangerschaftswoche Auskunft über das Geschlecht des ungeborenen Kindes geben soll. »Überflüssig. Unsinnig. Ethisch höchst bedenklich.« So der Tenor der internationalen Forschergemeinschaft, die Alarm schlägt.

»Wir befürchten, dass die
Geschlechtsinformationen missbräuchlich verwendet werden«, sagt Professor Peter Propping, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik (GfH) über den so genannten »Gendertest«, der keinerlei »medizinische Begründung« habe. Mit dieser neuen Methode bestehe die Gefahr, dass vermehrt Föten des »unerwünschten Geschlechts« innerhalb der gesetzlichen Frist von zwölf Wochen abgetrieben werden könnten. Die bisher übliche Geschlechtsbestimmung mittels Ultraschall erfolgt frühestens ab der 17.

Schwangerschaftswoche. »Auch wenn diese Sorge bei den meisten Menschen in Deutschland unbegründet sein mag, wäre schon ein einziger derartiger Schwangerschaftsabbruch zu viel«, macht Propping deutlich. Demnach sieht die GfH »dringenden Handlungsbedarf« und fordert ein gesetzliches Verbot.

Die ethische Tragweite ihrer Tests bereitet den Herstellern offenbar keine Sorgen. »Lea oder Leon? Wir können Ihnen vieles erleichtern: Die Wahl des Namens, den Kauf geeigneter Babyartikel oder die Einrichtung einer passenden Babywelt.« Diesen Werbetext findet man auf der Homepage des Unternehmens. Die Geschlechtsbestimmung erfolgt über eine Blutprobe der Mutter, die ein Gynäkologe abnimmt und anschließend an das Plasmagen-Labor schickt. Laut Plasmagen-Sprecher Florian Funken weist die Firma die Mediziner »aus Respekt vor dem ungeborenen Leben« darauf hin, das Ergeb­nis erst nach der zwölften Schwangerschaftswoche den Eltern mitzuteilen. Per Gesetz ist eine solche Schweigepflicht allerdings nicht vorgesehen. Bislang wurde der Test, der 149 Euro kostet und von keiner Krankenkasse bezahlt wird, selten genutzt: Laut Plasmagen von rund 500 Frauen deutschlandweit – seit dem Start des Angebots vor rund einem Jahr.

»Zum Glück«, findet Arif Ünal, Leiter des Kölner Gesundheitszentrums für Migranten. Auch er lehnt solche Verfahren vehement ab: »Das könnte eine Hintertür für eine blutige Geschlechts­selektion werden – ein schrecklicher Exportartikel.« Gerade in Län­dern wie China oder Indien gehe es bei dem Gendertest nicht um die Frage der Babyausstattung in Rosa oder Hellblau, sondern um Leben und Tod. Das Unternehmen lehnt nach eigenen Angaben einen Export der Tests in solche Staaten ab.