Konzepte der Liebe
Ach, die Liebe – während die Romantiker selbstverständlich bereit waren, für sie zu sterben, verbirgt sich das Begehren heute gerne in pragmatisch orientierten, kompliziert organisierten »Beziehungsstrukturen«. Hollywood bietet Projektionsflächen, die Kirchen Nächstenliebe als Konsensformel, der aktuelle »Liebesdiskurs« zerlegt am liebsten Macht- und Geschlechterverhältnisse. Und was macht die Kunst?
Die Berliner Autorin Monika Rinck, Jahrgang 1969, veröffentlicht 2007 einen poetischen Essay darüber, wie das in Zeiten der Schnelligkeit und Egotrips vielleicht doch funktionieren kann mit Liebe und Freundschaft, dem Ich und dem Anderen. »Ah, das Love-Ding« heißt das Buch, das Rinck auch im Rahmen der Ausstellung »Konzepte der Liebe« im Kölnischen Kunstverein vorstellen wird. Es geht um Liebeskonzeptionen in künstlerischen Arbeiten und um ein spezifisches Interesse der Ausstellungsmacher: Das »In-Liebe-Fallen« als radikalisierende Bewegung der Hinwendung, Überschreitung, Entäußerung.
Den Überbau liefern Roland Barthes’ Beobachtungen, dass das Empfinden und Verhalten Liebender eine Bewegung gegen die Funktionalisierung des Subjekts ist: Unberechenbar und unkontrollierbar, widersetzt es sich der üblichen Arbeitsökonomie und kapitalistischen Verwertungslogik. Die entstehenden Energien können aber andererseits gerade produktiv gemacht werden und kollektive (Arbeits)Prozesse befeuern.
Die Befürchtung, dass die Ausstellung zum lieblosen Diskurslehrstück gerät, ist hier mal unnötig. Ausgangspunkt ist die Arbeit der Berliner Künstlerin Judith Hopf, die das Projekt gemeinsam mit den Direktorinnen des Kunstvereins Kathrin Jentjens und Anja Nathan-Dorn entwickelt hat. Hopf bevorzugt die kollektive Arbeitsweise (das Prinzip »Band«), die sie auch bei diesem Projekt pflegt, zu dem viele interessante Künstler eingeladen wurden und Hopf ihre Ko-Produktionen mit Frauke Gust, Stephan Geene und der Musikclip-Regisseurin Deborah Schamoni präsentiert. Hopfs Filme, in denen sie selbst agiert, sind kluge und zuweilen sehr komische Inszenierungen von Störfällen in der sozialen Paranormalität – in einem Krankenhaus, Fernsehstudio, oder, wie in »Elevator Curator« (2005), im globalisierten Kunstbetrieb. Könnte Spaß machen, that Love-Ding.
Info
Konzepte der Liebe: mit Gerry Bibby, bless, Keren Cytter, Ekkehard Ehlers, Stephan Geene, Frauke Gust, Judith Hopf, Francesca Lacatena, Henrik Olesen, Monika Rinck, de Rijke/de Rooij, Jörg Rode, Deborah Schamoni, Florian Zeyfang. Kölnischer Kunstverein,
9.2.-30.3.
Eröffnung Fr 8.2., 19 Uhr
Lesung Monika Rinck: 8.3., 20 Uhr
Vortrag Klaus Theweleit »Liebesinszenierungen in Warhols Factory«, 7.3., 18 Uhr.
Das Programm wird noch um vier Filmabende ergänzt, s. aktuelle
Ankündigungen
www.koelnischerkunstverein.de