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Irgendwas läuft immer, stellte Harald Schmidt kürzlich mit Blick auf seinen Haussender ARD fest. Und seien es Sondersendungen, möchte man ergänzen, deren Anlass zugleich ihr einziger Inhalt ist. Als im Morgengrauen des 14. Februar die Steuerfahnder an der Villenpforte von Klaus Z. in Marienburg klingelten, waren das ZDF und der Spiegel bereits seit zwei Stunden in Stellung. Ausgesucht und eingeweiht von den Ermittlern, die ihren Fahndungserfolg nicht verheimlichen wollten. Der WDR war über die Razzia gleich um die Ecke offenbar nicht informiert, versuchte diese Scharte am Abend aber mit einer Sondersendung auszuwetzen, die gleich nach der 20 Uhr-Tagesschau zur Primetime ausgestrahlt wurde. Das Ergebnis von einem Tag emsiger Recherche: Großaufnahmen der Hausnummer 22 an Zumwinkels Villa, dazu Interviews von WDR-Mitarbeitern mit WDR-Mitarbeitern, die als WDR-Wirtschaftsexperten ausgegeben wurden. So konnte kompetent, knallhart und geradezu Bambi-reif auf den Punkt gebracht werden, was das ZDF schon vor Zumwinkels Festnahme am Morgen verbreitet hatte: Der Postchef hat »offenbar« an der deutschen Steuer »vorbei«, Gel­der in »Millionenhöhe« in Liechten­steiner »Stiftungen« fließen lassen. Doch nicht nur das, er wohnt in einem Haus mit der Nummer »22«.

Völlig untalentiert zu sein allein, reicht schon lange nicht mehr, um den Unterhaltungswert von »Deutsch­land sucht den Superstar«, besser bekannt als »DSDS« zu steigern. Es kommt auf die Form der Vorführung an, wenn die Freakshow richtig knallen soll. Also lässt RTL die Kamera wackeln, als führen Panzer durchs Studio, wenn Frauen auftreten, die nicht massiv unterernährt sind. Vor allem aber wurde in Dieter Bohlen der ideale Juror gefunden, der nun bereits in der fünften Staffel den Richter Gnadenlos des Casting-Wesens gibt. Sein Job ist es, Kandidaten niederzumachen. Je schwächer das Opfer, desto vehementer Bohlens Bashing, der sich moralisch legitimiert sieht, weil er – so wie er ist – Millionen gemacht hat. Damit es nicht langweilig wird, müssen sowohl Kandidaten als auch Bohlen immer grenzwertiger werden. Das hat nun erneut die Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten (KJM) auf den Plan gerufen. Es sei »eine brutale Selektion von Bewerbern, die außerhalb von RTL im Alltag völlig unüblich ist und der Entwicklung junger Zuschauer schaden kann«, so KJM-Chef Wolf-Dieter Ring über ein Entertainment durch Bloßstellung. Dafür soll RTL jetzt büßen: Die Kommission verhängte ein Bußgeld von 100.000 Euro gegen den Sender.

Haben Sie schon mal versucht, sich in den Presseverteiler der Stadt Köln aufnehmen zu lassen? Ein Anruf beim Presseamt genügt – sollte man meinen. Doch da gibt es offensichtlich Probleme: »Wir arbeiten immer noch mit dem Programm Outlook, da kann man nur eine gewisse Menge an Empfängern eingeben«, klagt Stadtsprecher Stefan Palm. Deshalb könne man seit einiger Zeit keine neuen Adressen mehr einpflegen. Auf die Frage, ob nicht die Installation eines neues Mail-Programms helfen würde, meint Palm: »Es fehlt das Personal. Wir sind ja nicht der WDR, die haben Techniker, die das regeln. Die Techniker, die wir bei der Stadt haben, sind Gartenbauingenieure.« Vielleicht sollte in Zukunft Fleurop die Zustellung von Pressemitteilungen übernehmen.