Schwarzlicht

2008, das wird der Kölner Frühling in der Kriminalliteratur. Thea Dorn, Gisa Klönne, Werner Köhler – mindestens drei auf guten Absatz angelegte Kriminalgeschichten sind in Köln angesiedelt. Aus gegebenem Anlass beginnen wir mit Lit.Cologne-Macher Werner Köhler. Mit seinem zweiten Krimi »Crinellis kalter Schatten« heftet er sich thematisch zunächst an die Fersen der Kofferbomber: Zwischen Bonn und Siegburg wird ein ICE mit einem Maschinengewehr beackert, das Ergebnis: über zwanzig Tote. Ein Islamistenanschlag? Kripokommissar Jerry Crinelli ermittelt zugleich in ganz anderen Angelegenheiten, die dann auf wundersame Weise doch mehr mit dem Anschlag zu tun haben als gedacht.
»Crinellis kalter Schatten« ist ein zwiespältiges Buch. Einerseits verärgern unpassende Betroffenheitsformeln und über überflüssige Krimiplattitüden (»skrupelloser Mörder«), andererseits sind da Sequenzen mit großer, vor allem szenischer Qualität – wie die Verfolgungsjagd im Deutzer U-Bahn-Tunnel und die Stelle, an der Crinelli zusammen mit einem Informanten einen Kaffee in der Tankstelle am Autobahnverteiler zu sich nimmt. Da blitzt Können auf – auch wenn eine Sekunde später die nächste Krimi-Kopflosigkeit folgt.

So geht es hin und her bis zum, leider, richtig misslungenen Schluss: Seinen Täter inszeniert Köhler als eine Art Mabuse-Wiedergänge, der auf der Basis von Hartz IV sein Übermenschensein auslebt. Das ist, mit Verlaub, unplausibel bis hin zum Absurden. Ein lesenswertes Buch also, das einen erstaunt, genervt, erfreut, verärgert zurücklässt. Erstaunlich übrigens, wie wesensverwandt »Crinellis kalter Schatten« dem 2007 erschienen Roman »Der vierte Mörder« von Thomas Kastura ist. Entsteht da so etwas wie eine neue Kölner Krimischule? To be continued, nächsten Monat an dieser Stelle mit Thea Dorn und Gisa Klönne!