Go-Go-Tänzer? Her damit!

Die Hidden Cameras garantieren Komplett-Erfahrung

Auch wenn ein Herr Schweinsteiger mittlerweile durchaus als Frisuren-Rolemodel durchgeht, gibt es in Deutschland immer noch keine allzu enge Verbindung zwischen verfeinerter Popkultur und Fußballprofis. Als Profisportler hat man offensichtlich keine Zeit, einen etwas ambitionierteren Geschmack zu entwickeln. Es sei denn, man heißt Mehmet Scholl.

Der mittlerweile pensionierte genialische Bayern-München-Spieler stellte unter seinem Namen gut abgehangene CD-Compilations zusammen, die ihn auf einen Schlag in der Indieszene beliebt gemacht haben. Den großen Clou lieferte er anlässlich seines Abschiedsspiels: Ausgerechnet das kanadische Musikerkollektiv The Hidden Cameras wünschte er sich ins Stadion. Eine Band, deren Musik Mastermind Joel Gibb als »gay church folk music« bezeichnet.
Ein ordentlicher Kulturclash? »Das war ein seltsamer Gig vor diesem Fußballpublikum. Aber genau darum ging es: Mehmet wanted to fuck with the system a little«, berichtet Joel von seiner skurrilen Erfahrung. »Ich bin nicht gerade Fußballfan geworden oder so was. Ich finde das Spiel an sich auch etwas langweilig. Und genauso war dann die Reaktion auf uns.

Die Zuschauer sitzen rum und trinken Bier, als ob sie fernsehen.« Begeistert war der Neu-Berliner allerdings von Scholls Idee, einen Chor mit auf die Bühne zu bringen, der aus Münchner Bands wie den Moulinettes oder Nova International bestand. Kurzentschlossen gehen die Cameras deshalb jetzt mit diesem »Münchener Fußball-Chor« auf Tour, die sie auch ins Kölner Gloria führt.

Nun gibt sich Joel Gibb keineswegs mit der Rolle als Singer/Songwriter seines stets anwachsenden wie abschwellenden Kollektivs zufrieden. Als bildender Künstler stellt er regelmäßig in Galerien aus, wurde schon in der Londoner »Tate Modern« gezeigt, produziert auch eigenhändig die Banner für seine Auftritte, die dann thematisch mit den Songs korrespondieren. Und diese Themen haben es oft in sich: Texte über »Golden Streams« sind kaum unzweideutig zu verstehen. Joel bemüht sich dabei stets um ausgefallene Locations, um die »Komplett-Erfahrung« sowohl für die Band als auch für das Publikum stets zu erweitern. Ärger hatte er trotz seiner expliziten Texte bisher eher selten: »In Ottowa in einer Kirche haben wir mal Probleme gehabt. Im Vorfeld gab es Zeitungsberichte, die behaupteten, wir würden mit nackten Go-Go-Tänzern auftreten. Naja, so was gibt’s bei uns nicht. Obwohl – ich weiß noch nichts für Köln. Nackt? Wohl nicht. Go-Go-Tänzer? Bestimmt...«



Konzert: The Hidden Cameras &
Der Münchner Fußball-Chor, Di 29.4., Gloria, 21 Uhr



Verlosung

The Hidden Cameras &
der Münchner Fußballchor
29.4., Gloria, 21 Uhr
StadtRevue verlost 5x2 Gästelistenplätze
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an: verlosung@stadtrevue.de