Der Superversager

Zunächst weiß man überhaupt nicht, warum sich irgendein Mensch für diesen Typen Daisato interessieren sollte: Er ist voller Neurosen, schusselig, verwahrlost, bestürzend artikulationsgehemmt. Warum macht jemand über den eine Dokumentation? Und warum starren ihn viele auf der Straße so komisch an, ein kleines bisschen mitleidig und ein großes bisschen angewidert? Und warum zerdeppert man ihm ständig mit Steinen die Fenster?

Der Grund: Daisato ist ein Ver­sager von einem Superheld, dessen Fernsehsendung deshalb immer unbeliebter wird. Wenn er gegen die Monster, die Japan regel­mäßig angreifen, kämpft, heißt er Dai-Nipponjin (Der Große Japaner) und macht im Gegensatz zu seinen legendären Vorfahren eine ziemlich armselige Figur – obwohl er meistens seine Gegner niederzuknüppeln weiß. Aber so ist Japan heute: mittelmäßig, neidisch, kulturell verunsichert und überhaupt arm dran. Und was soll man überhaupt von einem Volk halten, das sich einen Held hält, der in Un­terhose kämpft? Selbst Hulk hat immerhin schon von Elastikgummibändern gehört, der muss nicht in eine Schiesser Feinripp Größe XXXXXXXXXL hineinmutieren.

Populäres politisches Kino mit unangenehmen Wahrheiten

Da die irrwitzige Verschmelzung von Kleinbürgermelodram und Monsterfilm auch eine Allegorie auf Japans vertrackte Abhängigkeiten von der amerikanischen Politik und Populärkultur ist, schafft Komödienstar Hitoshi Matsumoto in seinem Regiedebut all das, was der US-Konkurrenz bloß bedingt gelingt. »Der große Japaner« ist bestes populäres politisches Kino, das ziemlich unangenehme Wahrheiten verbreitet. Vor allem aber ist der Film erst einmal eine wahnsinnig einfallsreiche und konsequent ent­wickelte Komödie mit wenigen, aber bezaubernden Spezialeffekten.

Matsumoto spielt sich als sein eigener Hauptdarsteller die Seele aus dem Leib, indem er möglichst wenig tut und den Gebrauch von Worthülsen zu völlig neuen Dimensionen des Absurden treibt. Außerdem ist er als Darsteller von seltener Bescheidenheit: Wie souverän erlaubt er doch all den unglaublich liebenswürdigen Monstern, ihm immer wieder die Show zu stehlen! Wahre Größe ist, sich bizarr allzumenschliche Monster mit total blödsinnigen Fähigkei­ten auszudenken und diese dann auch noch nach gewonnenem Kampfe zu reinkarnieren. Man sieht immer, wie die Monsterseelen zum Himmel fahren. Nur bei einem besonders kleinen Monster, das eher zufällig draufgeht, passiert das erschütternderweise nicht.

Der große Japaner (Dai-Nipponjin) J 07,
R: Hitoshi Matsumoto, D: Hitoshi
Matsumoto, Riki Takeuchi, Ua, 113 Min.
7.8., Odonien Open Air
8.-13.8., Filmpalette