Kunst am Boden

 

 

»Ich mach das für alle.« Er nennt sich Paxdiode – richtig geschrieben »paXdiode« – und gestaltet seit gut einem Jahr den ­öffentlichen Raum mit. Von ihm stammen die 40 mal 40 Zenti­meter großen Gehwegbilder, bei denen sich viele fragen, wer denn dahinter stecken könnte. Pax­diode will nicht den Künstler raushängen lassen; will das, was er tut, nicht Kunst nennen: Er macht »Streetart«.
»The Aim of Design is to define Space«: So lautet der Text eines Aufklebers, den Paxdiode auf der Rückseite von Verkehrsschildern entdeckte und den er zum Leitmotiv seiner Arbeit machte. Nach 15 Jahren Graffiti an Bahnlinien und Autobahn­brücken war es Zeit für das klei­ne Format im belebten Raum. Paxdiode hat öfter beobachtet, wie Menschen zunächst an seinen Bildern vorbeilaufen und dann doch umkehren, um sie sich genauer anzusehen. Es gibt ein recht auffälliges auf dem Bürgersteig der Maastrichter Straße mit ei­nem schwebenden Herzen. »Das ist ein Hochzeitsgeschenk für eine Freundin, die ich nach langer Zeit wieder getroffen hatte. Sie erzählte mir, dass sie bald heiraten würde.« Das Band, das um das Herz weht, trägt das Motto, das in die Eheringe eingraviert wurde.
Paxdiode ist nicht nur Street­artist, er ist auch Handwerker. Die Herstellung der Platten ist durchdacht – auch in sicherheitstechnischer Hinsicht. Er gestaltet die Platten zuhause. Den Hintergrund der Bilder sprüht er frei Hand und danach die Motive mit Schablonen. Dann lackiert er sie, wobei er in den Lack Vogelsand einarbeitet, um Rutschgefahr aus­zuschließen. Die fertig besprayten Platten tauscht er am hellichten Tag gegen die Gehwegplatten aus. Es gibt keine Nacht-und-Nebel-­Aktionen.
Manche der Platten sind mit Dioden effektvoll beleuchtet; die für den Betrieb nötigen Batterien sind dicht verpackt, damit nichts in den Boden dringen kann. Die Auffälligkeit seiner Kunstwerke hat ihm auch den einen oder anderen kommerziellen Auftrag eingebracht – und das Interesse von Sammlern. Die gehen soweit, seine Platten einfach »mitzunehmen«.
Paxdiode hat mit einigen Arbeiten beim Graffitolog 08 teilgenommen. Wer nicht dort war, aber aufmerksam zu Boden blickt, kann in der Innenstadt, im Belgischen und Friesenviertel Bilder von ihm entdecken.