Design und Kunst im Dialog

Und es bewegt sich doch: Das Museum für Angewandte Kunst präsentiert im Ostflügel Kunst und Design des 20. Jahrhunderts - und endlich die Sammlung von Richard G. Winkler

Immer schon war das Verhältnis von Kunst und Design, nun ja, wenn nicht verseucht, so doch zumindest distanziert. Ein Thema, dem das Museum für Angewandte Kunst (MAK) mit seiner neu gestalteten Dauerausstellung künftig auf zwei Etagen im Ostflügel Rechnung tragen wird: Design und freie Kunst werden gemeinsam präsentiert.

Die Chancen stehen gut, dass das MAK damit seine verschlafen langweilige, zudem irritierend gestrige Sicht auf Design und Angewandte Kunst überwindet – denn statt bloßer Freude an Kunst als handwerklicher Könnerschaft könnte das Museum auch wichtige Dialoge ermöglichen. Aus dem erstarrten Beharrungshaus an der Rechtsschule würde ein Vorreiter unter den Design präsentierenden Museen Europas – denn das Aus­stel­lungskonzept stammt von Mateo Kries, dem stellvertretenden Direktor des Vitra Design Museum in Weil am Rhein. Er wurde engagiert, nachdem sich durch interne Streitereien die Präsentation der 2005 dem Haus geschenkten Sammlung von Richard G. Winkler immer wieder verzögert hatte (s. StadtRevue 3/08). Die Einmaligkeit dieser Sammlung besteht gerade darin, dass sie Designobjekte wie auch Werke der Freien Kunst umfasst.

Diese Objekte und Kunstwerke werden nun – in Ergänzung mit Beständen des Hauses – auf zwei Etagen in acht Kabinetten gezeigt. Über 400 Exponate auf 710 Quadratmetern werden zu sehen sein: Gebrauchsgegenstände wie Möbel, Leuchten, Kameras oder Radios – darunter Objekte des amerikani­schen Gestalterpaares Charles und Ray Eames, des französischen Provokateurs und Dampfplauderers Philippe Starck, des deutschen Dieter Rams, aus dessen Feder allerlei sachlich-nüchterne Geräte aus dem Hause Braun stammen. Eine Mischung aus ikonografischen Beispielen der Alltagskultur und Einblicken in die Geschichte des Designs. Und das alles tritt in Beziehung zur Kunst: zur klassischen Moderne von Piet Mondrian, der abstrakten Malerei Wassili Kandinskys oder Werken des zeitgenössischen Malers und Objektkünstlers Günther Uecker. In noch nie da gewesener Weise könnten dem Besucher Verbindungen aufscheinen, die durch die bislang kultivierte Trennung der Disziplinen verstellt waren. Eine europäische Einmaligkeit – ermöglicht durch externe Kuratorenschaft.

Ausstellung
Museum für Angewandte Kunst,
An der Rechtschule, Di-So 11-17 Uhr, Neueröffnung der Designabteilung: erstmals geöffnet zur Langen Nacht
der Kölner Museen,
ab 4.11. normale Öffnungszeiten.
Geöffnet zur Langen Nacht der Kölner Museen am 1.11.08



Der Autor Knuth Hornbogen ist Designer und lebt in Köln