KrimiNews von Ulrich Noller

Das ist doch mal eine gute Nachricht: Demnächst mehr französische Touristen auf Kölner Weihnachtsmärkten. Der Grund: Ein Buch namens »Le meurtrier de l´avent« (Der Adventmörder), der in der Vorweihnachtszeit handelnde letzte Kölner Kriminalroman von Thomas Kastura, hierzulande betitelt »Der vierte Mörder«. Er ist jetzt ins Französische übersetzt worden. Gratulation. Bedauerlich nur, dass »Das dunkle Erbe«, Kasturas neuer Krimi, das Niveau seines Vorgängers nicht halten kann: Wenig Handlung, wenig Suspense, wenig Präzision. Den Schatten der deutsch-jüdischen Vergangenheit im noblen Marienburg nachzuspüren ist eigentlich eine klasse Idee. Aber so umgesetzt … bei aller Sympathie: Geht nicht. Und schon gar nicht mit einem Polizeipräsidium in Deutz und (ausgerechnet) dem Dudel-»Radio Köln« als investigativem Medium.

Ab nach Bielefeld also: Norbert Horst, der schreibende Kripokommissar, macht es mit seinem neuen Roman »Sterbezeit« besser, indem er sich auf seine Kompetenz konzentriert: das subjektive Erzählen in poetischer Kargheit, statt seine Geschichte einem überlasteten Erzähler anzuvertrauen: Konstantin »Konni« Kirchenberg, Kripokommissar und Horsts Alter Ego, ermittelt in drei Fällen: ein juveniler Drogensüchtiger ist im Haus seiner Eltern gestorben, ein seniler Alter hat seine Frau von ihrem Leiden erlöst und ein handwerkelnder Arzt hat im Lehmboden seines Kellers zwei abgetrennte Hände gefunden. Wie er diese Stränge mit diversen Nebenhandlungen verzahnt, vor allem aber, wie Norbert Horst den dritten Strang auflöst und dabei nebenbei auch noch eine Geschichte der BRD erzählt, das ist grandios. Absolut reduziert, dabei höchst komplex, mithin völlig effizient, weil spitzenmäßig geplottet, genial umgesetzt und brillant abgeschlossen. Wow. Da bleibt eigentlich nur eines: Ab nach Frankreich damit!