KrimiNews von Ulrich Noller

Krimi und Komödie, das geht nicht immer zusammen. Mit unlustigem Witz und halbgarer Verbrechensdichtung endet es meist, wenn Krimiautoren von beidem ein wenig servieren. Das Ergebnis: Große Koalition. Langeweile, Biederkeit, Stillstand. Einziger Ausweg: Die Radikalkur. Einen brillanten Krimiplot mit genialem Witz würzen, oder: Das Maximum wollen.
Ein Anspruch, den der junge Franzose Tanguy Viel selbstbewusst erhebt. Sein jüngster Romans »Das absolut perfekte Verbrechen« ist eine Gauner-Krimikomödie, angesiedelt in einer französischen Mittelmeer-Metropole, wo die halbseidenen Sprösslinge der örtlichen Berufskriminellen einen brillanten Plan ersinnen, um das städtische Casino auszurauben. Ein absolut perfektes Verbrechen in einem Post-Belmondo-Delon-Ventura-Milieu – das kann nur dann funktionieren, wenn der Roman perfekt erzählt ist. Perfektion schließt in diesem Fall das eine kleine Fitzelchen an Unberechenbarkeit ein, das den vollendeten Plan zwar letztlich scheitern lässt, dem Krimiplot aber die Offenheit erlaubt, zu einer reifen Genrevariante und zu einer Hommage an den Noir zu werden. Das Mittel dazu ist der Witz, der sich mit smarter
Coolness paart.
Ganz anders der türkische Krimikomödienversuch von Mehmet Murat Somer. »Die Prophetenmorde« führt in ein sehr spezielles Milieu, auf das schon der Titelzusatz »Ein Hop-Çiki-Yaya-Thriller« verweist: »Hop-Çiki-Yaya« ist eine Hommage an einen tuntigen türkischen Schlagerstar der 60er. Autor MM Somer hat seinen Roman im Istanbuler Transenmilieu angesiedelt, wo einige Mannfrauen, die Prophetennamen tragen, von einem Serienkiller gemeuchelt werden. Das funktioniert, trotz einiger Krimi­schwächen: Weil die Milieu-Binnen-Sicht derartig radikal (direkt, gnaden­los, erotisch) ist, dass es locker für Krimi und Komödie reicht.