Provokation op Kölsch

Der Wirbel um die barbusige Angela Merkel- Figur auf
einem Festwagen des diesjährigen Rosenmontagszuges hat
es wieder einmal gezeigt: Karnevalsumzüge sind mehr als nur
bloße Brauchtums- und Traditionsveranstaltungen.
Das Kölner Karnevalsmuseum hat das sechzigjährige Jubiläum der Bundesrepublik Deutschland nun zum Anlass genommen, die Geschichte des Kölner Rosenmontagszuges von der Gründung der BRD bis Heute in großformatigen und teilweise bislang ungezeigten Fotos auszustellen.
So zeigt das Karnevalsmotto von 1949 »Mer sin widder do un dun wat mer künne« programmatisch den Aufbruchsgeist der Nachkriegszeit. Wohnungsnot, Armut und Hunger schreckten die Kölner Jecken nicht ab. In improvisierten Pferdewagen seien sie durch Kölns Trümmerwüste gezogen, erzählt der Leiter des Kölner Karnevalsmuseums, Matthias von der Bank. In den Folgejahren wurde die Fünfte Jahreszeit wieder prunkvoller – und auch die Themen änderten sich. Beschäftigten sich die Wagenbauer zunächst mit den »Weetschaffs­wunderkindern«, wurde Mitte der 60er Jahre der gesellschaftliche Umbruch Zielscheibe des kölschen Humors. Ob Oswalt Kolle, der Minirock oder die Beatles – alle wurden durch den Kakao gezogen. Erst in den 80ern und 90ern wandte man sich wieder traditionelleren Themen zu.
Auch wenn die Ausstellung angesichts des bevor stehenden Sommers ein wenig deplatziert erscheinen mag – sie macht Lust auf den nächsten Rosenmontagszug. Mal sehen, wer im nächsten Jahr als Nacktmodell herhalten muss.