schwarzlicht

Der Juretzka! Grad noch fragte man sich, ob es den auf dem Bau seinen Lebensunterhalt verdienenden Kriminalschriftsteller noch gibt, da zettelt Jörg Juretzka eine Revolte an: »Alles total groovy hier«, sein neuestes, nach Spanien entführendes Ruhrpottschnodderschauzenkrimimachwerk, rangiert auf Platz 2 der KrimiWelt-Bestenliste – und ist damit einer von sechs deutschsprachigen Titeln unter den Top Ten. Das ist erstaunlich, haben doch weibliche und deutschsprachige Autoren erfahrungsgemäß besonders schlechte Chancen, auf dieser Rangliste zu den Besten gezählt zu werden.
Aber, Scherz beiseite, im Frühjahr 2009 ist alles anders. Und das liegt auch an Monika Geier, deren neuer Pfalz-Krimi »Die Herzen aller Mädchen« auf Rang 4 eine hübsch unplausible Ermittlung rund um ein wiederentdecktes Ovid-Manuskript konstruiert. Platz 5 gehört Oliver Bottini, dessen Freiburger Kommissarin diesmal in Sachen sexueller Gewalt unterwegs ist – im Ergebnis zwar nicht sehr originell geplottet, dafür atmosphärisch gewohnt brillant. Uta-Maria Heim, Hörspieldramaturgin in Baden Baden, rechnet in »Wespennest«, der Fortsetzung ihres vor fast zwanzig Jahren erschienenen Debüts »Das Rattenprinzip«. auf aberwitzig-tolldreiste Weise mit der deutschen Geschichte ab – Platz 7. Ein Krimi-Coup! Auf 9 folgt Robert Hültner, einer der Initiatoren des Trends zum historisierenden Kriminalroman. Sein »Inspektor Kajetan kehrt zurück« konzentriert den Kampf um die Weimarer Republik in einem kleinen Alpendorf auf die Zeit kurz vor der NS-Macht­ergreifung. Und dann ist da noch
Jan Costin Wagner, dessen in Finnland angesiedelter, medienkritischer Roman »Im Winter der Löwen« immer noch in den Top Ten verbleibt. Sechs unter den Zehn, darunter sogar zwei Frauen: Was will man mehr als deutscher Krimirevolutionär?