Schwarzlicht

»Das ist das Ende der Suhrkamp-Kultur.« Sagte vor kurzem ein netter Kölner Agnes-Buchhändler über den ersten Band der ersten Suhrkamp-Krimi­reihe. Gemeint war – im Gegensatz zu manchem Feuilletonisten – nur die Aufmachung des Bandes »Der deutsche Freund«, die so überhaupt nichts Suhrkampiges hat – sondern im Gegenteil deutlich bis ins Detail an die anderer aktueller Krimis erinnert. Schwule Polizisten, kühle Ostblockagenten, missbrauchte Kinder, verkappte Kriegsverbrecher, Enigma-Codiermaschinen aus dem Zweiten Weltkrieg und dann auch noch der Handlungszeitraum der 70er Jahre, das Ganze erzählt als Thriller-Comic-Trash-Aufklärungs-Hybrid – man fragt sich, warum Suhrkamp seine Reihe ausgerechnet mit diesem Titel startet? Vielleicht, weil Christian Dorph und Simon Pasternak die einzigen Skandinavier waren, die es auf dem Markt noch zu haben gab? Egal. Wenn man sich auf den kruden Stilmix des (so gesehen: mutigen) Aufmacherbandes einlässt, macht der durchaus Spaß.

Spaß ist auch bei den anderen beiden bisher erschienenen Suhrkamp-Krimis ein wichtiges Element: Kathryn Miller Heines »Miss Winters Hang zum Risiko« lässt eine arbeitslose Jungschauspielerin im New York der 40er Jahre lustig-weiblich-hartgesotten ermitteln, zum Vergnügen der Damen. Und Don Winslow, ein echtes Highlight, macht allen sehr viel Freude mit einem surfenden Detektiv, wellenweise heranrollendem Witz und der luftigen Hitze Kaliforniens.

Und: Suhrkamp? Erstaunlich, dass der Verlag für Literatur-Literatur mit Krimi-Krimis reüssiert, die auch und gerade im Bahnhofsbuchhandel funktionieren sollen. Schade bloß, dass er bisher keine Impulse für die Kriminal-Literatur setzt. Dass alle über die Zweckehe Suhrkamp und Krimi diskutieren, zeigt aber eines: Die Suhrkamp-Kultur ist noch längst nicht am Ende.