»Wo will man schon alt werden«

Die Intendantin über ihre Zukunftspläne im Zeichen drohender Etatkürzungen beim Schauspiel.

Karin Beier war und ist gegen den vor Weihnachten vom Rat beschlossenen Neubau des Schauspielhauses. Aber vor allem die von der Stadt angedrohten Kürzungen des Kulturetats von bis zu 12,5 Prozent, bringen die erfolgreiche Intendantin dazu, die Verlängerung ihres bis 2012 laufenden Vertrages in Frage zu stellen. Über die Verlängerung wird im kommenden Sommer verhandelt.

StadtRevue: Was bedeuten die angedrohten Etatkürzungen konkret für das Schauspiel?

Karin Beier: Da in den nicht-künstlerischen Bereichen des Schauspiels Einsparungen kaum möglich sind, könnte das für unseren rein künstlerischen Etat eine Senkung um etwa 1,7 Millionen Euro bedeuten. Damit könnte ich den Repertoirebetrieb in der aktuellen Qualität und Quantität nicht mehr aufrechterhalten und mir das bestehende Ensemble sowie die Gäste nicht mehr leisten.

Werden Sie Ihren Vertrag über 2012 hinaus verlängern, wenn dieses Szenario eintritt?

Das kommt darauf an, wie die Stadt finanziell mit dem Theater umgeht. Ich möchte jedenfalls nicht im Niveau absinken. Dazu kommen private Fragen, die den Beruf tangieren. Meine Tochter wird genau dann eingeschult, wenn mein Vertrag 2012 endet. Ich möchte nicht, dass sie dauernd aus der Schule gerissen wird. Auch insofern muss ich also genau überlegen, wie ich die nächsten Jahre gestalten möchte. Ich muss auch sagen, dass ich in Köln nicht alt werden möchte. Andererseits, wo will man schon alt werden? (lacht)

Wenn die Kürzungen kommen und sie doch bleiben, werden Sie sparen müssen.

Dann müssten wir weniger Premieren herausbringen, weniger Schauspieler und Regisseure engagieren. Das Obszöne daran ist: Ziel des Neubaus war es ursprünglich, unser Haus repertoirefähiger zu machen. Wir können in unsere Monatsspielpläne nur jeweils vier oder fünf Stücke aufnehmen. Wenn wir aber wegen der Etatkürzungen das Repertoire zurückfahren müssten, wird der Neubau vollends sinnlos.