Foto: Manfred Wegener

Papierne Wasserleichen

Wer war noch mal Schuld am Archiveinsturz? Wissen wir noch nicht. Werden wir, wenn überhaupt, so schnell auch nicht erfahren. Es sind nicht einmal alle Archivalien geborgen, die bei dem Unglück am 3. März 2009 verschütt gegangen sind. Schätzungsweise zehn Prozent der Urkunden, Originalschriften, Chroni­ken und Akten schwimmen noch im Grundwasser herum.

Reinigung und Verpackung im 24-Stunden-Schichtbetrieb

Um diese herauszufischen, lässt die Stadt seit Anfang Juni eine Stahlbetonwand für ein Bergungsbauwerk errichten. Die durchnässten Fundstücke sollen noch auf dem Gelände im 24-Stunden-Schichtbetrieb gereinigt, verpackt und für den Weitertransport verladen werden.

Die Wand hat eine weitere Funktion: Sie bereitet das Besichtigungsbauwerk vor. Dieses ist nötig, damit Gutachter die Schadensstelle in Augenschein nehmen können. Termin: Ende 2010. Dann, so die Erwartung, kann das Landgericht Köln die Einsturzursache klären und damit die Schuldfrage. Und davon hängt ab, wer die Kosten des Un­glücks tragen muss. Allein die Restaurierung und Digitalisierung der Archivalien kann mit bis zu 600 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Oppenheim droht mit weiterer Zusammenarbeit

Unterdessen widmete die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim das Oppenheim-Union-Rennen, das traditionell auf der Pferderennbahn in Weidenpesch stattfindet, dem Historischen Archiv und spendete 50.000 Euro. Wilhelm von Haller, neuer Bank-Chef, erklärte bei der Scheckübergabe Mitte Juni: »Uns verbinden mit der Stadt Köln über 200 Jahre unserer Unternehmensgeschichte und auch die zukünftige Entwicklung unseres Bankhauses.« Angesichts der jüngsten Oppenheim-Geschichten – Untreue-Verdacht, Familienkrach, Missmanagement, Übernahme – eine eher beunruhigende Aussicht.