Sounding D: Ein Zug wird kommen

Am 2. September wird auf dem Kölner Hauptbahnhof ein etwas anderer Zug Station machen. Kein Personen- und kein Güterzug, sondern der Klang-Express »sounding D«.
In den Waggons ist den Tag über eine Klanginstallation des Komponisten Robin Minard zu erleben. Mehr noch: Die Ankunft des Zuges wird vom Neue-Musik-Netzwerk »On Cologne« zum Anlass genommen, in der Innenstadt Konzerte und Klangaktionen zu präsentieren.

Es gibt eine musikalische Stadtführung, auf deren Route man Uraufführungen aktueller Musik (u. a. von Maciej Sledziecki) im öffentlichen Raum besuchen kann. Man kann sich seinen eigenen »Soundwalk Cologne« zu­sam­menstellen, denn an 15 ­Or­ten der Stadt wird es Hörstationen geben, die die Geräusche der Stadt zu Musique-Con­­crète-Kompositionen verdichten. Abends kommt es auf (!) Gleis 12 des Deutzer Bahnhofs zum Abschlusskonzert zwischen Freestyle-Elektronik und Scelsi-Interpretationen. Köln ganz in den Händen der Neuen Musik? Kein unangenehmer Zustand – in dessen Genuss nicht nur Köln kommt.

Denn der »sounding D«-Express fährt im August und September noch 14 andere Städte an, ehe er am 12. September seinen Zielort Eisenach erreicht, was standesgemäß mit einem großen Festival gefeiert wird. Hintergrund der Klangexkursionen ist ein großes Förderprojekt der Kulturstiftung des Bundes, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Neue und experimentelle Musik zu fördern und vor allem jungen Menschen den Zugang zur Atonalität und zur musikalischen Konzeptkunst zu erleichtern. Köln hat aus dem Fördertopf einen der größten Batzen bekommen, weil jenseits der notorischen Kulturdauerkrise die Stadt immer noch eine der bedeutendsten Neue-Musik-Szenen Europas vorweisen kann.
Dementsprechend opulent ist das Kölner Programm, das in seiner Unkonventionalität sicherlich das Konzertereignis des Jahres darstellen wird. Ein wenig melancholisch darf man aber sein: Schließlich bedurfte es des Anstoßes von Außen, eben durch die Bundeskulturstiftung.