Vom Röhrenverstärker über Schlagzeug und Mikrofon bis zum Outfit ist bei Sharon Jones & The Dap-Kings alles High-Quality-Vintage. Von »Alt in Hochglanz« zu sprechen, trifft es jedoch nicht. Denn die Soulsängerin aus Augusta, Georgia, umschifft die spitzen Klippen des Epigonentums mit Eleganz. Mit frischem Wind in Szene gesetzt vom kon­genialen Bandleader und Saxofonisten Neal Sugarman, Kopf der Sugarman Three, nimmt sie bei authentischem Sound ganz große Fahrt auf.

Mit dem Testosteron-Soul eines James Brown hat Jones’ Musik nichts zu tun. Sie erinnert an die frühen Isley Brothers (wie Motown überhaupt), den mittleren Ray Charles, »Phillysound« und den »Memphis Soul« des Stax-Labels. Jones erweist Brown aber aufrichtigen Respekt für das, was er – eine Zeit lang unbestreitbar – für das Selbstbewusstsein der afro-amerikanischen Bevölkerung und die Popkultur allgemein getan hat. Die 54-Jährige setzt mit beeindruckender Energie die Tradition eines Musikstils fort, den sie noch in seinen Anfängen erlebt hat. Sie kann Geschichtsbewusstsein für sich in Anspruch nehmen, ohne in Ehrfurcht erstarren zu müssen.

Alles auf eine Frage der Attitüde zu reduzieren, greift ebenfalls zu kurz. Mit Sharon Jones und den Dap-Kings haben sich »zwei« gefunden, die einfach zusammengehören, einschließlich des Zaubers, der solchen Beziehungen innewohnt. Die Themen sind bekannt: Liebe, zu wenig Kohle, ein hartes Leben, etwas Systemkritik und Aufforderung zum zivilen Ungehorsam. Dazu passt Soul wie die Faust aufs Auge.
Sharon Jones und ihre Dap-Kings offenbaren ihr tief empfundenes Gefühl für diesen ganz speziellen Sound auch auf dem vierten gemeinsamen Album in zehn Jahren: »I Learned The Hard Way«. Sharon Jones kann – wie manche ihrer Bandkollegen – buchstäblich ein Lied davon singen. Lange Jahre lang konnte sie von der Musik nicht leben, nahm nebenher alle möglichen Jobs an, war sogar Aufseherin im Gefängnis. Auf der Bühne wird aber nicht Trübsal geblasen. Da geht’s ab. Good God.


Konzert
Sa 16.10., 20 Uhr, Live Music Hall