Fotos: Manfred Wegener

Brüssel unterstützt Besetzer

In der griechischen Tragödie ist der Deus ex machina ein beliebtes Motiv: In einer ausweglosen Situation erscheint urplötzlich eine gottgleiche Instanz und sorgt für eine überraschende Wende. Auch den Betreibern des Autonomen Zentrums (AZ) in Kalk ist nun möglicherweise ein solcher Heilsbringer erschienen – die Euro­päische Kommission.

Denn in Brüssel hat man einen Umstrukturierungsplan für die finanziell angeschlagene Sparkasse Köln-Bonn aufgestellt. Dieser beinhaltet auch die Forderung, einen Teil der Tochtergesellschaften zu verkaufen. Als Käufer soll die Stadt Köln auftreten – und auf der Liste der zu veräußernden Gesellschaften mit der Savor GmbH auch die Eigentümerin des Geländes an der Wiersbergstraße stehen. Das Gelände wäre somit im Besitz der Stadt – die Zukunftschancen des AZ würden sich erheblich verbessern. Die Linke und die Grünen haben mehrfach erklärt, mit den Betreibern zusammenarbeiten zu wollen. Im Rat der Stadt müsste somit nur noch die SPD überzeugt werden, erklärt Jörg Detjen von der Linken. Der Verkauf wird seiner Schätzung nach irgendwann 2011 über die Bühne gehen. Über die genauen Modalitäten eines Vertrags werde man sich aber erst nach dem Kauf unterhalten – Detjen schwebt eine »Zwischennutzung mit einer langfristigen Perspektive vor«.

Im AZ freut man sich. »Mit der Stadt als Verhandlungspartner sind wir besser dran als mit der Sparkasse«, sagt Besetzer David. Dass die nach wie vor kein Interesse an einer Zusammenarbeit hat, zeigte sich zuletzt Mitte Oktober, als die Wasserleitung zur ehemaligen KHD-Kantine gekappt wurde. Der nächste Schlag, nachdem im Juli bereits der Strom abgestellt worden war. Doch die Besetzer verzagen nicht: Die Stromversorgung läuft über Generatoren, zwei große Regenwasserkanister sorgen für eine grundlegende Wasserversorgung. Und das Durchhaltevermögen könnte sich ja nun auch auszahlen – dem Deus ex machina sei Dank.