Tricky

Es gibt drei Gruppen von Musikern: Die erste ist die größte, ­diese Künstler bleiben instinktiv bei einer Ausdrucksform. Die zweite ist schon überschaubar, es wird halbherzig experimentiert und dann reumütig zurückgekehrt. Die dritte Gruppe ist klein, nur wenigen gelingt eine kon­ti­nuierliche Weiterentwicklung. Adrian Thaws, besser bekannt als Tricky, gehört zu keiner von ihnen. Sein Output ist seit 15 Jahren von beständigem Irrlichtern geprägt, von Irrsinn und keiner Nachvollziehbarkeit.

Zur Erinnerung. Aus dem Stand durchwirbelte der kleine Mann mit dem röchelnden Organ auf Augenhöhe mit Portishead und Massive Attack die Musikwelt. »Maxinquaye«, sein frühreifes Debüt (1995), war schon bei Erscheinen ein Klassiker (es ist auch außergewöhnlich gut gealtert). Triphop trat von Bristol aus einen Siegeszug an, der die unweigerlich schaurigen Epigonen nach sich zog. Mit Björk hatte Tricky bald eine Celebrity-Freundin, mit Goldie einen Celebrity-Beef. Und dann hatte er offenbar keine Lust mehr auf all das. Es folgten Namenswechsel, Verweigerung, Flucht ins Obskure. Ab dem zweiten Album!

Seitdem verfolgt er einen absolut eigensinnigen, manchmal einsamen Kurs. Nicht jede Kehrtwende ist nachvollziehbar, es gibt gruselige Ausfälle (auf der aktuellen Platte »Mixed Race« samplet er Mancinis »Peter Gunn Theme«, dank der Blues Brothers Band zu schauerlicher Berühmtheit gelangt). Schwamm drüber. Auch seine kurze Filmkarriere: eher zu vernachlässigen, an Lässigkeit aber kaum zu toppen (Gary Oldman beschwerte sich am Set von »Das fünfte Elment«, dass Tricky, mit dem Rücken zur Kamera stehend, ein Twix aß.)

Es gibt immer wieder, über die 15 Jahre hinweg, diese Momente, in denen einem bewusst wird, dass dieser Tricky eine einzigartige Stimme ist. Ein Künstler, der aus sich selbst heraus erschafft, der keine Grenzen akzeptiert, dessen Prinzip es zu sein scheint, jedes Genre einmal durchpflügen zu müssen. Man mag sich wünschen, dass er in Köln noch mal im weißen Hochzeitskleid auftritt. Oder im Miles-Davis-Style dauerkiffend nur mit dem Rücken zum Publikum murmelt. Darauf hoffen sollte man besser nicht.