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In bester Buddenbrooks Manier

Ein Top-Manager, Zeitungs­verleger und Sproß einer berühmten Unternehmer­dynastie verstrickt

sich in eine aberwitzige Blog-Affäre.

Was ist da bloß schiefgegangen?

Martin Klein über die Irrwege des Konstantin Neven DuMont

 

Das Manager Magazin porträtiert regel­mäßig die Männer und Frauen der Wirtschaft, die sich durch Entschlossenheit, Rationalität und die Fähigkeit, zu rechnen und zu führen auszeichnen.

Vor fünf Jahren wurde Konstantin Neven Dumont porträtiert, zu diesem Zeitpunkt Sprecher der Geschäftsleitung im väter­lichen Verlag. Dem Manager Magazin war der Porträtierte vor dem Hintergrund der übli­chen Profile ein Mysterium: »Kon­stantin Neven DuMont ist ein ungewöhnlicher, manche sagen ein eigentümlicher Typ. Deutlich sticht bei dem in den USA studierten Journalisten die philosophische und feingeistige Ader hervor. Er denkt über den Sinn des Lebens nach und die Kraft der Gelassenheit. Er hat eine Vorliebe für die Natur, speziell Bäume.«

Ein Chor von Kommentatoren

Das wäre nicht weiter tragisch, käme zur Liebe zu Bäumen nicht auch die zu Blogs. Er liebe die Blogo­sphäre und sei geradezu suchtgefährdet, gestand der 41-Jährige gerade aus gegebenem Anlass. Das soll ihm zu seinen Gunsten angerechnet werden bei der Betrachtung der Vorgänge der letzten Wochen, die als »Konstantingate« mal süffisant, mal mitleidig oder hämisch in sämtlichen Blättern – mit Ausnahme der DuMontschen – ausgebreitet wurden.

Nachdem sich Kon­stan­tin Neven DuMont schon einmal zur letzten Weihnachtszeit im Blog des Medienjournalisten und FAZ-Autors Stefan Niggemeier exzessiv verbreitet hatte, kehrte er nach einer Pause im Sommer zurück – als ein Chor von Kommentatoren mit etlichen Pseudonymen, der vielstimmig Neven DuMonts medienpolitische Auffassungen artikulierte. Niggemeier konnte die Kommentare beziehungsweise Pseu­do­nyme Konstantin Neven DuMonts E-Mail-Adresse und seiner IP-Adresse zuordnen und diesen schließlich damit konfrontieren.

Eher der kreativen Seite des Blatt­machens zugeneigt

Dessen Erklä­rung war hanebüchen: »Es stimmt, dass auch noch andere Personen meine zwei Rechner benutzen, Computer-Sharing sozusagen.« Er werde das aber klären, denn von anonymen Kommentaren halte er gar nichts, er befürwor­te Klarnamen. Trotzdem folgten noch letzte Kommentare in Nigge­meiers Blog, wieder mit Neven DuMonts IP. Jetzt tat der Verleger so, als säßen seine Kinder am Rechner: »Ach wie schön, solange unser Papa aus dem Haus ist.«

Kann so einer im Vorstand eines der größten Medienkonzerne der Republik sitzen und dereinst dessen Geschicke bestimmen, fragte die Konkurrenz des DuMont-Verlags und votierte einstimmig mit Nein. Konstantin Neven Dumont schloss sich kurzfristig diesem Urteil an und kündigte im Spiegel den Rückzug aus dem Vorstand an, zumal er sich ohnehin eher der kreativen Seite des Blatt­machens zugeneigt fühle. Wenig später wurde der Rückzug vom Rückzug verkündet, man darf davon ausgehen, das Alfred Neven DuMont dies für seinen heillos in der Blogosphäre verirrten Sohn entschieden hat.

Wie es weitergeht, erfahrt ihr in der aktuellen Ausgabe der StadtRevue.