Gesichter des deutschen Films

In dieser Minireihe zeigt der Film­club 813 drei Filme als Hommage an drei deutschsprachige Darsteller bzw. Darstellerinnen, die in vielen Werken speziell der 60er bis 80er Jahre mitgewirkt haben. Eine der drei, die ewig charmante Andrea Rau, ist zu Gast; ein weiterer, das österreichischen Ausnahmetalent Benno Hoffmann, ist 2005 verstorben und wird vertreten durch den einzigartigen Autor und Schauspieler Werner Enke; während die dritte, die hervorragende Doris Kunstmann, leider keine Zeit hat und allein durch ihre Präsenz in Peter Schamoni und Herbert Veselys prickelnd-subversivem »Deine Zärtlichkeiten« (1969) im Kino gegenwärtig sein wird.

»Die hatte das Zeug zu mehr. Schade«, meinte einmal der belgische Regisseur Harry Kümel über Andrea Rau, die in seinem Klassikers des lesbischen Vampir-Films »Blut an den Lippen« (1971) mitgespielt hat. In gewisser Hinsicht gilt das für alle hier Geehrten: Andrea Rau, Doris Kunstmann, Benno Hoffmann – vertraute Gesichter, Körper, Stimmen, denen man aber selten sofort einen Filmtitel zuordnen könnte. Starpotential hatten sie alle, aber das reicht ja nicht. Andrea Rau, die durch Ulrich Schamonis unterschätzten »Eins« (1971) weht wie der Herbstnebel, verkörperte in den späten 60ern die hippe Seite der sexuellen Revolution – dass sie heute Heimatvideos produziert: irgendwie passt es. Von Benno Hoffmann, der in »Wehe, wenn Schwarzenbeck kommt« von May Spils zu sehen sein wird, kennt man eher die Stimme, da er als Synchronsprecher – unter anderem von Boris Karloff – vielleicht geläufiger ist denn als Darsteller. Doris Kunstmann ist eine Art deutsches Mediengesamtkunstwerk, sie wird in Peter Schamonis »Deine Zärtlichkeiten« (1969) zu sehen sein. Aber das ist eigentlich das Tolle an allen Drei, dass sie so v-i-e-l zwischen Kino, Theater, Fernsehen, Radio und Hörspiel gemacht haben, sich so ins audiovisuelle Unterbewusste einschreiben konnten, dass es einem schwer fällt, sich die Welt ohne sie vorzustellen.