Offenbach und Oppenheim

Seltene Gelegenheit – am 1. Juni gibt es eine Führung über den jüdischen Friedhof Deutz

»Uralte Bäume strecken ihre mächtigen Zweige über verfallenen Grabsteinen aus. Man wandert wie durch einen steinernen Wald – auf einem der schönsten jüdischen Friedhöfe des Rheinlandes, in Köln-Deutz«, so beginnt ein Kapitel des Buches »Zwischen Dom und Davidstern. Jüdisches Leben in Köln von den Anfängen bis heute«, das in der KIWI-Köln-Reihe erschienen ist. Der Friedhof ist geschlossen. Bestattet wird schon lange nicht mehr.

Spaziergang für Interessierte

Am 2. Juni gibt es die seltene Gelegenheit, diesen Friedhof zu besichtigen. An diesem Tag bietet die StadtRevue – in Zusammenarbeit mit dem Verlag Kiepenheuer & Witsch – eine Führung an. Der promovierte Kunsthistoriker Thomas Blisniewski, der Mitte der 90er Jahre im Auftrag des Stadtkonservators die jüdischen Friedhöfe Kölns inventarisierte, wird den Spaziergang durch die Begräbnisstätte leiten.

Berühmte Kölner

Viele jüdische Kölner, die die ökonomische und kulturelle Entwicklung der Stadt maßgeblich beeinflusst haben, fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Die Familie Oppenheim zum Beispiel, die nicht nur die prachtvolle Synagoge in der Glockengasse bauen ließ, die im November 1938 von den Nazis in Brand gesteckt wurde, sondern auch ein Bankhaus (heute an der Straße Unter Sachsenhausen) sowie die Neue Rheinische Zeitung gründete, als deren Chefredakteur Karl Marx 1842 / 43 arbeitete. Auch Isaak Offenbach liegt hier begraben, dessen siebter Sohn Jacques Offenbach ein berühmter Komponist werden sollte.

Jüdische Geschichte

Von diesen und anderen Personen und Ereignissen legen die Grabsteine Zeugnis ab, die während der Führung im Mittelpunkt stehen werden. Von ihnen erzählt auch das bemerkenswerte Buch, das Autorin Kirsten Serup-Bilfeldt und Herausgeberin Ulrike Mast-Kirschning vorgelegt haben. Sie verhandeln 2.000 Jahre jüdische Geschichte des Rheinlands und der Stadt Köln, die die älteste jüdische Gemeinde auf deutschem Boden beherbergt. Chronologisch werden die Ereignisse aufgefächert, oft durch Einzelschicksale mit Leben gefüllt, ohne jedoch die großen nationalen oder internationalen Zusammenhänge aus dem Blick zu verlieren. Und weil dieses Buch nicht nur im höchsten Maße informativ und kenntnisreich, sondern auch sprachlich prägnant und gut erzählt ist, legt man es nur ungerne aus der Hand, bevor man nicht die letzte Seite gelesen hat. Die beiden Frauen werden zum Auftakt der Führung aus ihrem Buch lesen.


StadtRevue verlost fünf Exemplare des Buches »Zwischen Dom und Davidstern. Jüdisches Leben in Köln von den Anfängen bis heute« aus dem Kiepenheuer & Witsch Verlag. Postkarte oder e-mail (verlosung@ stadtrevue.de) bis zum 3.6. unter dem Stichwort: Offenbach und Oppenheim.

Info:

2. Juni, 14 Uhr: Lesung mit anschließender Führung über den jüdischen Friedhof am Judenkirchhofsweg in Köln-Deutz. Eintritt: 5 €. VVK in der StadtRevue und in der BUNT Buchhandlung, Ehrenstraße.
Männer bitte mit Kopfbedeckung!

Am 16. Juni, 11 Uhr wird Thomas Blisniewski in Zusammenarbeit mit stattreisen nochmal eine Führung über den jüdischen Friedhof Deutz anbieten. Die Veranstaltung findet im Rahmen der jüdischen Kulturtage NRW statt und widmet sich thematisch der jüdischen Begräbniskultur.