Foto: Manfred Wegener

Teurer Nonsens

Die Debatte darum, wie die Nord-Süd-Stadtbahn irgendwann einmal die Rheinuferstraße an der Südbrücke kreuzen soll, ist zunächst beendet. Der Rat der Stadt hat Ende November beschlossen, dass es eine ebenerdige Kreuzung geben wird. Allerdings ist in dem gemeinsamen Beschluss von SPD, CDU und FDP auch die Errichtung eines sogenannten Vorsorgebauwerks für sechs Millionen Euro enthalten. So soll die Möglichkeit offen gehalten werden, später doch noch einen rund sechzig Millionen Euro teuren Straßentunnel zu bauen.

Kölsche Tagespresse warnt vor »Horror-Stau«

Die drei Ratsfraktionen stehen unter dem Eindruck eines Gutachtens, dass die Verwaltung in Auftrag gegeben hatte (siehe StadtRevue 12/2010). Darin werden bei einer ebenerdigen Kreuzung teilweise mehrere Kilometer lange Staus vorhergesagt. Die Grünen im Rat haben Zweifel an den Prognosen. »Dreißig Prozent mehr Verkehr halten wir für völlig aus der Luft gegriffen«, sagt Bettina Tull, verkehrspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. »Und bei einem Zehn-Minuten-Takt der Bahn sieht auch das Gutachten keine Probleme bei einer ebenerdigen Querung.« Die kölsche Tagespresse hatte unterdessen mit einem »Horror-Stau« die zahlreichen Autofahrer unter ihrer Leserschaft nervös gemacht.

Detjen hält Tunnel für »städtebauliche Katastrophe«

Allerdings kann auch Tull nicht ausschließen, dass es bei später bei einem Fünf-Minuten-Takt der Bahn zu Staus kommen könnte. Tull sagt dazu, es ginge ja gerade darum, dass mehr Menschen auf die Bahn umstiegen. Ansonsten ist Tull guter Dinge. Denn die Verwaltung ist nun auch beauftragt, ein verbessertes Busnetz für den Kölner Süden, Park-and-Ride-Plätze und Wassertaxis zu planen.

Für Linke-Fraktionschef Jörg Detjen wäre ein Tunnel ebenfalls eine »städtebauliche Katastrophe«. Dass SPD, CDU und FDP diese Möglichkeit jetzt mit sechs Millionen Euro dennoch offen halten wollen, ist für Detjen »teurer Nonsens«. Detjen sieht gar »die alte U-Bahn-Koalition wieder am Werk.«