Off Space II

2010 war kulturpolitisch das Jahr der Kürzungsszenarien, in dem einer der kopflosesten Vorschläge lautete: massive Streichungen bei der Freien Szene. Dass massiv dabei allenfalls der Schaden wäre, dämmerte am Ende auch der Politik; der Haushaltsbeschluss sieht für 2011 nur geringe Einsparungen vor. Was bleibt, ist die Debatte um städtische Förderpolitik und den Nachwuchs der Kunstszene.

Während die einen am Lamento über den Niedergang der Kunststadt Köln festhalten, wittern die anderen in der überschaubaren Situation neue Chancen. Nicht erst seit dem Zusammenschluss junger Galerien unter dem Label »Cologne Contempo­raries« werden Zusammenhalt, Kommunikation und ein engmaschiges Netzwerk als Pluspunkte der ­Kölner Szene gepriesen. Man schaut gelassener nach Berlin – und genauer dorthin, wo in der eigenen Stadt Neues entsteht.

Dass der überregionale Austausch eine wichtige Rolle spielt, zeigen etwa die Atelierstipendien des Kölnischen Kunstvereins, die Künstler in die Stadt holen und hier binden. Etablierte Räume wie »kjubh« verändern sich permanent durch Kooperationen mit Kuratoren und Künstlern aus aller Welt; neue Initiativen und Kunsträume (Zero Fold, Koelnberg, Kirschenpflücker, hoi oder CAT Cologne) stellen Erstaunliches auf die Beine. Die rege Aktivität und das hohe Niveau solcher mit geringsten Finanzmittel arbeitenden »Freien« verdankt sich der Motivation einer Szene, die sich mit immer neuen Strategien räumliches und geistiges Terrain erobert.

Flexibilität ist eine davon: Viele Aktionen finden temporär statt und sorgten im vergangenen Jahr unter ironischen Namensfindungen wie Susi e.V. oder »Tip Top Stop Wundermarkt« ganz nebenbei für eine Aufwertung des städtischen Biotops. Man schließt sich nicht für die Ewigkeit, sondern für ein Projekt zusammen; die Energien und Interessen fließen kreuz und quer, lassen hier eine Ausstellung, dort eine Zeitschrift oder einen Blog, woanders einen neuen Kunstverein entstehen. Oder scheitern an Investorenplänen: Die Zukunft der Halle Zehn/CAP Cologne wird gerade verhandelt. Wir schauen 2011 genauer hin, was sich wo bewegt – und setzen unsere Serie »Off Space« mit einer zweiten Staffel fort.

Freie Kunst­szene Köln
Infos und Termine gibt es im Kunstteil der StadtRevue und zum Beispiel bei:
SUMO – KunstNetzKöln
www.sumo-koeln.de
Galerien-Faltblatt
www.koelngalerien.de
www.artblogcologne.de