Keinen Plan, aber wild entschlossen: Riz Ahmed

Wahnsinn ohne Methode

Terrorismus-Satire: Four Lions von Christopher Morris

 

Sheffield: eine durchschnittlich hässliche Stadt Großbritanniens, austauschbare Shopping Malls, Reihenhäuser aus grauem Ziegelstein. In einem davon bereiten vier junge britische Muslime ihren Nachruhm vor: Sie drehen Bekennervideos. Jeder darf mal vor die Kamera und seinen Spruch aufsagen. Doch geht schon da viel schief. Einer der künftigen Märtyrer hält stolz ein Spielzeug-Gewehr vor sich. Auf den Einwand hin, dass die Waffe viel zu klein sei, um echt zu wirken, hält er sie näher vor die Kamera: »So sieht sie größer aus!«

 

Fünf Trottel auf dem Weg in die Heiligen Krieg. Faisal schnürt Raben Sprengstoff und Zünder um. Hassan versucht sich als Rapper und schockiert seine Mitmenschen mit Bombengürteln aus Pappmaché. Barry, der Konvertit, gibt sich als Prediger aus, versteht aber nicht einmal Arabisch. Das fehlende Wissen macht er durch ziellose Radikalität wett. Sein Vorschlag: eine Moschee in die Luft jagen. Nur so könne man die moderaten Muslime in den Heiligen Krieg zwingen. Waj schließlich macht vor allem, was Omar, der Anführer der Gruppe, vorgibt – falls er dessen Anweisungen überhaupt versteht.

 

»Four Lions« treibt böse Scherze mit dem Entsetzen. Eine Satire über Selbstmordattentäter, die keinen Plan haben, aber wild entschlossen sind, ihn durchzuführen. Beinahe könnte man Mitleid mit den selbst ernannten Gotteskriegern bekommen, wie sie hilflos versuchen, sich ihr direktes Ticket ins Paradies zu sichern – wenn einem bei ihren Hasstiraden nicht das Lachen im Hals stecken bleiben würde. Anstatt das Thema mit distanzierter Vorsicht zu behandeln, hat sich Stand-up-Comedian und Debüt-Regisseur Christopher Morris entschieden, einen großen Eimer Häme und Spott über die gewaltbereiten Extremisten auszuleeren. Keiner bleibt verschont, auch nicht Omar, der als einziger oberflächlich betrachtet so etwas wie Normalität ausstrahlt – regulärer Job (Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma!), Mittelklasse-Appartment, liebevolle Frau, süßer Sohn. Die Szene, in der er seinem Kind in aller Ruhe erklärt, wie es ist, als Märtyrer zu sterben, gehört zu den wenigen – dafür umso wirkungsvolleren – Augenblicken des Films, in denen der ganze Wahnsinn des Fanatismus deutlich wird.

 

Auf keinen Fall darf man »Four Lions« als Beitrag zu irgendeiner Debatte über soziale oder psychologische Hintergründe von Attentätern missverstehen – Erklärungen werden keine gegeben. In dieser sturen Verweigerung der Kommunikation ist der Film dem Phänomen vermutlich näher, als wortreiche, abwägende Studien es jemals sein könnten.