Alles andere als freundlich: »Flic Story«

Domschätze

Blick in die Vergangenheit: Stummfilme aus Köln auf einer Doppel-DVD

Rolf Randolfs »Der Bettler vom Kölner Dom« von 1927 ist eine seltene Perle: Es ist der einzige erhaltene in Köln gedrehte Spielfilm der Stummfilmära. Seit ein paar Wochen kann man ihn in einer vorbildlichen Edition auf DVD erwerben, die herausgegeben wurde von der Deutschen Kinemathek gemeinsam mit dem Bundesfilmarchiv, ZDF/Arte und FilmInitiativ Köln. Die Kriminalkomödie um eine als Bettler getarnte Bande von Juwelendieben und ein internationales Ermittlerteam von Interpol bietet viel Lokalkolorit, etwa den Rosenmontagszug der Session 1926/27. Da die Originalpartitur nicht erhalten ist, erfolgte eine Neuvertonung durch den Münchner Komponisten ­Pierre Oser, eingespielt vom WDR-Rundfunkorchester.

 

Die Bonus-DVD zu »Der Bettler vom Kölner Dom« ist weit mehr als eine Dreingabe. Sie gewährt faszinierende Einblicke in das frühe Kölner Filmschaffen. Zu sehen gibt es zum Beispiel alte Werbefilme für Stollwerck-Schokolade, die Kölnische Zeitung (von den renommierten Filmemachern Walter Ruttmann und Hans Richter) und für den Mieterverein – letzterer informiert über die elende Wohnungssituation der Zeit. Der Kurzfilm »Kölle paß opp!« hingegen, eine »Lokale Possenrevue in 14 Bildern« (Regie: Walter Schmidt), ist ganz von der naiven Verve der 20er Jahre geprägt. Die zotige Zechtour zeigt nicht nur manch unversehrte Fassadenfront, sondern bietet auch ein Wiedersehen mit der Familie Millowitsch und dem Brauhaus »Zur Henne«.

 

Fast noch kostbarer erscheinen die frühesten dokumentarischen Aufnahmen der Domstadt: Bereits 1895 hatten Assistenten der Gebrüder Lumière kurze Rollen in Köln vorgeführt und auch selber gekurbelt: Die Aufnahme einer in den Hauptbahnhof einfahrenden Lok mag als erstes »Remake« der Filmgeschichte gelten – angelehnt an die legendäre Zugeinfahrt in den Bahnhof von La Ciotat. Weiterhin gibt es zu sehen: OB Adenauer, eine Kirchengemeinde vorm Dom­portal – und die feierliche Einweihung der Domglocke »Dicker Pitter«, die es kürzlich wegen des herausgefallenen Klöppels in die Schlagzeilen geschafft hat.

 

Während beim Spielfilm der zeitlose Juwelenraub-Plot eine Gegenwärtigkeit des Erlebens schafft, wirken die dokumentarischen Aufnahmen aus dem Vorkriegsköln der zweiten DVD entrückt: All die Panoramaaufnahmen von den Schiffsbrücken, dem Rheinufer, dem Dom-Umfeld, die Impressionen von Kaleschen, Trambahnen und Dampfschiffen, Flaneuren, Fahrradfahrern und sonntags promenierenden Familien gewähren wie durch ein magisches Zeitfenster faszinierende und lebendige Einblicke in eine vergangene Epoche.

 

Der Bettler vom Kölner Dom
(Doppel-DVD), Hrsg.: Deutsche
Kinemathek, Bundesarchiv, ZDF/Arte,
FilmInitiativ Köln, Edition filmmuseum,
Infos auf www.koeln-im-film.de