Der Kunstverein als Werbefläche: Installationsansicht, Foto: Tamara Lorenz

Kerstin Brätsch & DAS INSTITUT

Die poppige Malerei, die in riesigen Edelholzbilderrahmen lässig an der Fensterfront zur Hahnenstraße lehnt, ist selbst für die vorbeifahrenden Autos ein Hingucker: Für Kerstin Brätsch & DAS INSTITUT ist der Ausstellungsraum des Kunstvereins eine Vitrine, in der sie offensiv Werbung für ihre Produkte betreiben. Malerei als Ware zu präsentieren ist künstlerische Praxis der in New York ansässigen, 1979 geborenen Brätsch, die, oft gemeinsam mit Adele Röder, mal unter eigenem Label, mal als »Agentur für Import und Export« firmiert.

 

In ihrer ersten großen Einzelausstellung in Deutschland geraten malerische Motive vor lauter Infragestellung von künstlerischen Identitäten, Produktionstechni­ken und Präsentationsformen in den Hintergrund. Kunst wird hier auf ihre Funktion innerhalb des Kunstbetriebs und ihre Anwendbarkeit hin überprüft. In den »Parasite Patches« können digital gestrickte Motive (jeder Pixel eine Masche) per Druckknopf ans T-Shirt oder die Bluse angebracht werden. Käufer dieser modischen Stücke können in einem dicken Musterbuch Abstraktes auswählen oder sich für diverse Corporate-Identity-Motive – Porträts der Künstler, Schriftzüge, Logos – entscheiden.

 

Dass für die international derzeit höchst angesagte Brätsch & Co. die Malerei eher Muster und Kulisse als singuläres Werk ist, zeigt ihre gekonnte, aber beliebig wirkenden Aneignung zahlreicher Stile und Arbeitsweisen aus der jüngeren Kunstgeschichte, von Malewitsch bis Warhol, von Jutta Koether bis Liam Gillick. Mit riesigen transparenten »Farbfiltern« bieten sie ständig neue Perspektiven auf ihre Werke oder hängen Posterdrucke unvermittelt neben Pinselstriche.

 

Diese Kunst verwehrt sich entschieden Vorstellungen von Aura, Meisterwerk oder Expressivität und lässt sich wohl treffender mit Prinzipien aus der Welt der Wirtschaft beschreiben: Industrielle Produktion, Flexibilität, De-Hierarchisierung. Nur: Welche Rolle spielen wir hier als Betrachter? Ist es Absicht, dass vor lauter »Meta-Malerei« nichts und niemand mehr greifbar ist? (»Nichts, Nichts!«) lautet der Ausstellungstitel. Wir werden das Gefühl nicht los, in die Fänge einer Briefkas­tenfirma gelockt worden zu sein.