Wohnungen abreißen, Büros hochziehen: So sieht die Stadt die Zukunft in Deutz, © HH-Vision

Monokultur für die Schäl Sick

Die Stadt hat das Gelände für die zukünftige »Messe City Deutz« verkauft. Für rund 60 Millionen Euro gingen die 5,4 Hektar der ehemaligen Barmer Siedlung an einen Zusammenschluss aus Strabag und GB Immobilien. Letztere gehören zum Projektentwickler ECE, der durch uniforme Einkaufscenter und Bürokomplexe immer wieder in die Kritik gerät. Dem Projekt komme »eine ähnliche Bedeutung zu wie dem Rheinauhafen«, teilt die Stadt mit. Der Bund Deutscher Architekten Köln bemängelt hingegen, die Ausschreibung sei »absolut ungeeignet, die gewünschte städtebauliche und architektonische Qualität zu erzeugen«.

 

Das ehemalige Barmer Viertel gehörte zu einem gigantischen Plan zur Umstrukturierung von Deutz, wo unter anderem fünf Hochhäuser neben Messe und Bahnhof entstehen sollten. Die Stadt hatte 2003 die Barmer Siedlung erworben und tausend Mieter umquartiert. Insgesamt kostete all das mehr als hundert Millionen Euro. Von Anfang an gab es massive Proteste gegen den Abriss von Wohnungen für einen Bürostandort. Im März 2006 zogen Hausbesetzer in die verlassenen Wohnungen, bis die Polizei die Barmer Siedlung mit großem Aufgebot räumte, damit abgerissen werden konnte.

 

Zudem hatte die Unesco schon 2004 gedroht, den Dom von der Liste des Weltkulturerbes zu streichen, weil durch die geplanten Hochhäuser die »visuelle Integrität des Doms« zerstört würde. Die Stadtspitze lenkte im Sommer 2006 schließlich ein und gab die ursprünglichen Pläne auf. Zuletzt drohte das Projekt »Messe-City« vollends zum Debakel zu geraten, da sich keine Investoren fanden. Kritiker sprachen vom »teuersten Parkplatz Europas«.
Jetzt freut sich Baudezernent Bernd Streitberger (CDU), dass es doch noch gelungen ist, den Plan zu verwirklichen. Neben zwei 60-Meter-Türmen könnte hier auch das neue Musical gebaut werden. Streitberger hofft, dass sich »eine vielfältige Gastronomie« ansiedelt. »Dann haben wir da auch abends Leben.«