Floß, 2005/2011, Holz, Zement-Eternit Platten, Luke, Pontons, Tau, 170x390x510 cm

Flugzeuge im Kopf: Michail Pirgelis

Eine riesige Dachkonstruktion, die von Pontons getragen wird, erfüllt den hohen Ausstellungsraum der Artothek. Über eine Luke kann man hineinsteigen, sie umschreiten oder von der Empore aus betrachten. Erst aus der Höhe wird der Bezug zum Fliegen deutlich – und damit zu den Arbeiten, mit denen Michail Pirgelis in den letzten Jahren als Künstler durchgestartet ist.

 

Als Pirgelis auf der letzten Art Cologne mit dem Audi Art Award als beste »New Position« geehrt wurde, hatte er sich bereits mit seinen Skulpturen aus Flugzeugteilen einen Namen gemacht. Er schneidet aus ausrangierten Passagiermaschinen Fragmente heraus, schleift, poliert, ergänzt sie um andere Materialien und kreiert gleichermaßen Relikte und Heroisierungen dieser technischen Giganten. 1976 in Essen geborene und in Griechenland aufgewachsen, hatte Pirgelis ein Ingenieurstudium begonnen, konnte aber mit Zahlen und Koordinaten seine Neugier auf Maschinen nicht befriedigen. An der Kunstakademie Düsseldorf, als Meisterschüler von Rosemarie Trockel, fand er eine für ihn passendere Ebene, sich den Wundern der Technik zu nähern.

 

Pirgelis’ Arbeiten sind Transportmittel anderer Art: Sie funktionieren als Sehnsuchtsträger, weil sie das gelebte Material vor Augen führen. Während in Billigflieger-Zeiten eine Flugreise für die meisten nichts Besonderes mehr ist, verströmen die Kunstwerke den alten Traum vom Fliegen und Geschmack der fernen weiten Welt. »Nur Flugzeuge heben ab«, so Pirgelis einfache Begründung für deren Reiz.

 

Trotz aller Bewunderung für die veredelten Wrackteile – man hatte sich etwas satt gesehen. Und freut sich, dass der bereits mehrfach ausgezeichnete Künstler jetzt in der Preisträger-Ausstellung mit der Installation »Aeromaritime« seinem Schaffen eine neue Facette hinzufügt. Das Dachgebilde oszilliert zwischen statischem Gebäude – Hangar? – und beweglichem Schwimmkörper. Von der Empore wird die Dichotomie von begrenztem Raum und endloser Weite deutlich und der Einblick von unten scheint sich in einen großen Überblick zu wandeln – auch ein alter Menschheitstraum.