Immer alles im Blick: Donatello Dubini

Lellos Schweigen

Ein Nachruf auf Donatello Dubini

Der Kölner Filmemacher ­Donatello Dubini erlag Ende März mit 55 Jahren einer Krebs­erkrankung, an der er schon seit Jahren litt. Gesprochen hat Lello, wie ihn alle nannten, darüber nie, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Das hätte auch nicht zu ihm gepasst.

 

In seinen letzten Monaten kümmerte er sich um die Vollendung des Dokumentarfilms »Die große Erbschaft«, der im November 2010 Premiere auf der Duisburger Filmwoche feierte. Und er half mit bei den Vorbereitungen für die kommende 30-Jahr-Feier des Kölner Filmhaus, so wie es eben ging neben Chemotherapie und anderen Behandlungen. Im Filmhaus, das Donatello und sein Bruder Fosco mitbegründet haben, findet am 1. Mai eine Gedenkveranstaltung statt.

 

Die Dubinis traf man meist zu zweit. Die aus der Schweiz stam­men­den, aber seit der Studienzeit in Köln lebenden Brüder schufen gemeinsam neun abendfüllende, zum Teil schwer klassifizierbare Wer­ke, die zum außerordentli­chen des deutschen Kinos der letzten Jahrzehnte gehören, zu den besten gehören »Das Ver­schwinden des Ettore Majorana« (1986), »J.K. – Erfahrungen im Um­­­gang mit dem eigenen Ich« (1991) und »Ludwig 1881« (1993).

 

Fosco war der Frontmann, ­redete für beide, während Donatello still und aufmerksam daneben stand – bis er plötzlich Foscos Aus­führungen um genau das eine Detail ergänzte, das es noch brauchte. Ihr Miteinander war eingespielt, von Kindheit an ­entspannt und vertraut. Dessen Dynamik funktio­nierte für sie und entsprach ihren jeweiligen Bedürfnissen.

 

Das war bei der Arbeit nicht anders, zumindest hat man den Ein­druck, wenn man Peter Krems­kis »In der Wüste« schaut, eine Reportage über die Dreh­arbeiten zu »Die Reise nach Ka­firistan«, ihrer Verfilmung der Reisetagebücher von Annemarie Schwar­zen­bach und Ella Maillart, die 1939 mit dem Auto von Genf nach Afghanistan fuhren. Wie soll man die Abfolge von Versuchen über Iden­titätssuche, -spaltung, -verdopplung, über Leben als Performance lesen bei einem Geschwisterpaar?

 

Donatello kümmerte sich vor allem ums Bild: Man sieht ihn ständig bei der Kamera, im Dialog mit Matthias Kälin, dem Bild­gestalter, oder vor dem Video­monitor, auf dessen winzigen Schirm er kon­zentriert starrt. Fosco ist außer­halb des Bildes. Die Kom­pe­tenzen waren klar abgesteckt. In einer Szene sieht man sie dann doch mal zusammen, und wieder ist es Fosco, der spricht, und sein Bruder, der schweigt. Dabei hatte Donatello die klangvollere Stimme.