Im Winter muss man einfach mal verzichten – auch Erdbeeren können den Klimahaushalt ruinieren, Foto: Kriegsflocke?/?photcase.com

Wettbewerbsvorteil für Hartz-IV-Empfänger

»Der Einkauf im Bio-Supermarkt und der Ökostrom­anbieter sind unsere Filterkriterien. Diese Leute haben nur geringe Chancen teilzunehmen«, sagt Frank Waskow von der Verbraucherzentrale NRW, Leiter des neuen Forschungsprojekts KlimaAlltag. Öko als K.o.-Kriterium? Richtig gelesen. Ende Juni startet unter der Regie der Verbraucherzentrale ein Feldversuch, in dem sich Haushalte aus allen sozialen Schichten verpflichten, ihre CO2-Emissionen freiwillig zu verringern. »Uns interessieren die Alltagsroutinen«, erklärt Waskow. Deswegen liege der Schwerpunkt gerade nicht auf den Menschen, die schon möglichst klima­freundlich leben, sondern auf denen, die nicht darauf achten.

 

Ein halbes Jahr lang erproben 100 Kölner Haushalte in den Bereichen Ernährung, Mobilität und Energie ausgewählte Maßnahmen – vom saisonalen Obst und Gemüse bis zum richtigen Topf auf der richtigen Herdplatte. Unterstützt werden sie von Klimaberatern, die Tipps bei der Umsetzung geben. Ziel des Projekts ist es, den CO2-Ausstoß um ein Viertel zu reduzieren und Handlungsempfehlungen an die Politik zu geben. »Die meisten Kommunen beschränken sich auf technische Maßnahmen wie etwa Solardächer oder E-Bikes«, erklärt Frank Waskow. »Wir schauen auf die soziale Dimension.« Denn die Hälfte der bundesweiten CO2-Emission wird im täglichen Leben verursacht.

 

Und wer hat Ende November Chancen auf den Titel »Kölns bes­ter Klima­haushalt«? »Oft gibt es Überraschungen«, weiß Waskow. Dann kommt heraus, dass der Gutverdiener, der seit Jahren bewusst lebt und in einem gedämmten Haus wohnt, zwei Mal im Jahr in den Urlaub fliegt. »Das macht die ganze Ökobilanz kaputt«, so Waskow. Da hat der Hartz-IV-Empfänger mit ÖPNV-Ticket dann doch gute Aussichten.