Have you ever seen the rain on a sunny day – Mareile Busse und Matthias Knopp, Foto: Manfred Wegener

Prognosen für die Vergangenheit

Was kann man gegen Gentrifizierung in Ehrenfeld tun, wenn man selbst Teil des Problems ist und sich auch über eine neues hübsches Café mit Soja-Latte-Macchiato um die Ecke freut? Wegziehen, sagt Matthias Knopp. Mareile Busse hingegen präferiert aktive Stadtteil- und Wohnungspolitik, die alle Bevölkerungsgruppen einbezieht und die verhindert, dass sich nur noch Menschen mit ähnlich hohem Einkommen und Lebensstil ansiedeln.

 

Man kann noch etwas tun, und darin sind sich beide einig: ein Magazin herausgeben, das sich eben mit diesen Ansätzen beschäftigt. Beobachtet, wie sich das Viertel entwickelt, was daran exemplarisch ist und wie andere Städte damit umgehen. Sprachwissenschaftler Knopp, Designerin Busse und ein Dutzend Kollegen, die zu den »Neuen Selbstständigen« zählen und im selben Bürogebäude an der Vogelsanger Straße arbeiten, haben genau das mit der ersten Ausgabe von ehrenfelder Anfang 2010 getan. Im Juli nun erscheint die zweite Ausgabe, diesmal mit einer gesteigerten Auflage von rund 2000 Exemplaren – wieder selbst finanziert und neben den eigentlichen Jobs auf die Beine gestellt.

 

Gentrifizierung, die Sorge, das bunte Ehrenfeld könnte einer Monokultur aus jungen hippen Kreativen weichen, bleibt das zentrale Thema. Inhaltliche Klammer aller Beiträge ist die Utopie. »Es geht um die Frage: Wie wollen wir leben?«, sagt Matthias Knopp. So begründet StadtRevue-Redakteur Bernd Wilberg die These, die geplante Shopping Mall auf dem Helios Gelände sei genau das: eine Utopie.  

 

»Das Layout wird ruhiger sein, der Inhalt dafür aber krasser, prägnanter«, verspricht Mareile Busse. Gespannt sein darf man auch ­auf die Prognosen für die Vergangenheit. Denn während der Recherchen ist das Team darauf gestoßen, dass es 1985 bereits ein Magazin namens Ehrenfelder gab. Darin: Eine Utopie für die Venloer Straße im Jahr 2000.

 

ehrenfelder.org