Stille Tage in Tokio: »Naokos Lächeln« von Anh Hùng Tran

3. Kölner Kino Nächte

Rockabilly im Ruhr­pott, Familiendramen in Teheran, Sinnsuche im Weltraum – die Themen der Filme der 3. Kölner Kino Nächte sind so verschieden wie die Programmmacher. Fast vierzig sind es insgesamt: Kinos, Filminiti­ativen und Filmverleiher, aber auch in diesem Zusammenhang exotische Veranstalter wie die Deutsch-Isländische Gesellschaft, das Haus der Architektur Köln und die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie.

 

Eine inhaltliche oder formale Leitlinie gibt es nicht, der Großteil des Programms lässt sich aber in zwei Blöcke unterteilen: Zum einen werden Previews aktueller Filme geboten, manche mit Gäs­ten, zum anderen Wiederaufführungen von Klassikern. In der ersten Kategorie sticht die Kölner Open-Air-Premiere des diesjährigen Berlinale-Gewinners »Nader und Simin « heraus (Besprechung siehe S. 55) und die Vorführung der Murakami-Verfilmung »Naokos Lächeln« (Besprechung siehe S. 56). In der Sparte Klassiker kann man sich freuen, im Cinenova zwei der tiefgründigsten und zwei der albernsten Science-Fiction-Filme aller Zeiten auf großer Leinwand präsentiert zu bekommen (leider nur in deutscher Fassung). Auch wer »2001« und »Solaris«, »Dark Star« und »Dune« aus dem Fernsehen oder von DVD kennt, kann sie hier garantiert neu entdecken.

 

An »Solaris« arbeitet sich Lars von Trier in seinem neuen Film »Melancholia« ab, auf den das Kölner Publikum leider noch bis zum Herbst warten muss. Bei den Kölner Kino Nächten wird stattdessen die Europa-Trilogie des Dänen präsentiert. Die gab es zwar schön öfter in der Stadt zu sehen, aber aus aktuellem Anlass ist sie gut gewählt: Denn hier setzt sich der notorische Dampfplauderer reflektiert mit Nationalsozialismus und deutscher Geschichte auseinander, statt wie zuletzt zu versuchen, das Reizthema mit unüberlegten Bekenntnissen für die eigene PR zu instrumentalisieren.