Retter, nicht Randalierer: John Boyega (u.a.)

Außerirdische gegen Ausgebeutete

Monsterfilm mit Kultpotenzial: »Attack the Block« von Joe Cornish

Es ist Guy-Fawkes-Nacht: In Erinnerung an den gescheiterten Putsch gegen Jakob I. im Jahre 1605 flackern überall in London Scheiterhaufen, auf denen Strohpuppen verbrannt werden. Moses und seine Clique interessiert das nicht – mit dieser englischen Folklore haben sie nichts zu schaffen. Sie nutzen die Feierlust der Anderen, um schnell ein bisschen Kohle zu machen auf den dunklen Straßen der Sozialbausiedlung, in der sie alle ihr Dasein fristen. Die junge Krankenschwester Sam kommt ihnen da gerade recht.

 

So weit, so grimmig – und so alltäglich. Doch dann passiert etwas nicht ganz so Vorhersehbares, das Moses und seine Schar von Sam ablenkt. Aus dem Nachthimmel fällt etwas in ein Auto: ein monströs schlecht gelauntes Geschöpf aus dem Weltall. Es hat leuchtende Zähne, einen furchterregend gut ausgeprägten Geruchssinn, und es ist nicht allein. Schnell tauchen die Außerirdischen überall auf, keiner ist mehr sicher. Jeder bewaffnet sich mit dem, was er halt so im Haushalt hat, das zum Töten taugt: Küchenmesser, Riesenwasserpis-tolen, Baseballschläger, Feuerwerkskörper ...

 

So geht es zu in »Attack the Block«, dem Retorten-Kultkracher des Jahres 2011. Joe Cornishs Film hat alles, was ein aktueller Alternativ-Blockbuster braucht: Erstens: eine originell wirkende Grundidee, die sich aber auf ein paar halbwegs geläufige Genreklassiker zurückführen lässt. In diesem Fall sind das unter anderem John Carpenters »Assault on Precinct 13« (1976), der wiederum auch nur eine Variation von Howard Hawks’ »Rio Bravo« (1959) sein wollte, Walter Hills »The Warriors« (1979) und der ganze »Quatermass«-Komplex (1953-2005). Zweitens: viel (Selbst-)Ironie. Drittens: eine politische oder sozial geerdete Attitüde – hier sind es die vom neoliberalen Staat Aufgegebenen und Ausgebeuteten aller Hautfarben, die unsere Zivilisation, wenn schon nicht willig, dann doch recht effektiv und mit viel List und Einfallsreichtum retten. Viertens: Monster.

 

Am Ende ist es aber leider so wie oft, etwa wie in Neill Blomkamps »District 9« (2009) oder Joon-ho Bongs »The Host« (2006): Die solide vor sich hin eskalierende Action wird wichtiger als alles andere, der politische Unterbau kommt nicht über ein Slogan-Niveau hinaus, so dass sich alles im wohlfeilen Wohlmeinen auflöst. Langweilig ist das nicht, vergessen hat man »Attack the Block« aber doch recht schnell.