Tor zur Kunst: Jürgen Stollhans und Peter Güllenstern<br>Foto: Manfred Wegener

Beuys trifft Muelgrime

Freie Kunstszene #24: Rettet die »Fritz Schramma Halle«!

Manchmal kann ein Off Space bereits das sein: ein Gespräch am Küchentisch. Denn wie sich bei der Einladung auf das Ateliergelände Deutzer Werft im Mülheimer Hafen heraus stellt, lässt sich die »Fritz Schramma Halle« nicht mal so eben mit Stichpunkten beschreiben. Auf Fragen nach inhaltlicher Ausrichtung, Organisation, Zukunft oder Vergangenheit des Ortes gibt es zunächst vage Antworten. Doch ist die »Konzeptlosigkeit«, begreife ich schließlich, hier selber eine Art Konzept.

 

Es braucht einen längeren Abend inklusive Rundgang durch das kreative Deutzer Hafenbiotop und einem Abschlussdrink in der Veranstaltungshalle, bis die Künstler Peter Güllenstern und Jürgen Stollhans einen Einblick gegeben haben in Idee und Praxis dieses Ortes – seine unterschiedlichen Nutzer, die Anhängigkeit des Vereins von den Launen des Vermieters, die Höhen und Tiefen des Engagements aller Beteiligten. Klar wird, dass die Halle mit ihrem vielleicht gar nicht so ironischen Verweis auf den Ex-OB und die kulturelle Verantwortung der Politik vor allem eines ist: einer der seltener werdenden Freiräume in der Kulturlandschaft der Stadt.

 

»Hier ist Platz für alles und jeden«, wirbt die Website für die 340-qm-Lagerhalle am Auenweg 173. Ausgrenzende Kategorien oder beengende Sparten kennt man nicht: Kino, Party, Ausstellung oder Konzerte bieten Möglichkeiten für Begegnung und Austausch, vor allem in der Musikszene hat man sich ein cooles Standing erarbeitet. Das Programm verbreitet sich übers Internet und Mundpropaganda; die Miete von 970 Euro wird teilweise durch den Getränkeverkauf gedeckt. An diesem Abend legen DJs des Mülheimer Internetradios »Muelgrime« auf. Für einen Donnerstag ist der Ort erstaunlich gut besucht, es wird getanzt, die Stimmung ist entspannt. »Hier dürfen sich Strukturen entwickeln, das dauert eben manchmal«, erklärt Vorsitzender Güllenstern den »Verein in Gründung«. Für ihn ist die Halle eine soziale Skulptur, in der die zarten Pflänzchen der Stadt wachsen können. Bei dem heutigen Erfolgsdruck auf kulturelle Institutionen eine wohltuende Einstellung, zu der auch die unbedingte Haltung zur Demokratie gehört.

 

Doch die Halle ist selber eine sensible Kreatur: Den wirtschaftlichen Interessen des Vermieters ausgeliefert, liegt nach sechs Jahren die Kündigung zum Oktober auf dem Vereinstisch. Resümiert man da, dass Off Spaces nun mal kommen und gehen, oder bedarf es hier nicht vielmehr der städtischen Achtsamkeit? Zweifellos würde Köln um eine unabhängige Spielwiese ärmer.