Immer noch am Anfang: Der ewig junge Stadtgarten<br>Foto: Hyou Vielz

25 Jahre Stadtgarten

Live-Musik

Das wäre doch was: Wir könnten den Platz, der uns zur Verfügung steht, mit den Namen all der Großen des Jazz und der aktuellen Musik und des Anti-Mainstreams füllen, die seit 1986 im Stadtgarten gespielt haben. Das wäre schon Hommage genug. Wir würden mit Sun Ra, Ornette Coleman, Gil Evans beginnen, mit der Jazz-Moderne, die dank des Stadtgartens auch in Köln Einzug hielt. Wir würden mit den Locals fortfahren, mit der Kölner Saxophon Mafia, Georg Ruby oder Tome XX, also jenen Künstlern, die den Stadtgarten als Ort gegenwärtiger, spannender musikalischer Auseinandersetzungen überhaupt erst möglich gemacht haben. Dann wären wir schon in den 90ern, bei Carla Bley, Evan Parker, Steve Coleman, Arto Lindsay, Jim O’Rourke. Noch mehr Moderne. Und schließlich die Gegenwart: Hayden Chisholm, Nils Wogram, Otomo Yoshihide, Cluster, die Master Musicians of Jajouka. Franz Ferdinand haben hier gespielt, vor vielleicht 100, 200 freundlich applaudierenden Zuschauern, im November 2003 war das. Kann man sich das vorstellen?

 

So würde man also fortfahren und übersähe glatt, dass es sich bei der Stadtgarten-Geschichte nicht nur um eine ziemlich einzigartige Ansammlung exzellenter Konzerte handelt, sondern dass dahinter vor allem konzentrierte Programmarbeit steht: In jenen 25 Jahren hat sich der Stadtgarten etliche Male neu erfunden. Etwa mit dem Studio 672, das 1998 den behäbigen Keller-Club Schmuckkästchen ablöste und für etliche Jahre Nukleus der Kölner Elektronik-Szene war – vorneweg die legendäre Total-Confusion-Reihe. Oder mit den aktuellen Konzertreihen »Reconstructing Song«, »Broken Sounds« und »90 Messer«, die die Grenzen zwischen Noise, »Weltmusik«, Improvisation, freier Elektronik und Dance-floor einreißen. 

 

Wir könnten immer weitermachen mit dem Aufzählen, das Heft wäre voll. Wir wären dann immer noch nicht fertig, hätten kein Wort über Zukunft verloren (die nächsten 25 Jahre sollen ja nicht minder spannend werden) und um Ende ganz vergessen, dass Anfang September tatsächlich Geburtstag im Stadtgarten gefeiert wird. Mit einem kleinen, fast schon intimen Festival. Man muss ja auch mal Luft holen.