Durchblick ohne Masterplan: Danja Atari<br>Foto: Elias Wessel

Wie es passiert und kommt

Danja Atari auf dem Weg zur rheinischen Elektropop-Queen

Es gibt Musiker, die könnten endlos über ihre Musik reden. Manche verfassen gar Manifeste bevor sie überhaupt einen Ton gespielt haben. Danja Atari gehört nicht zu dieser Sorte. Die 28-Jährige würde am liebsten gar nichts über sich und ihr neues Album sagen und die Musik einfach für sich stehen lassen. Geht aber leider nicht. Und so ringt sie um Worte, mit denen der Interviewer wenig anfangen kann: Sie selbst habe keine Vorbilder, kenne sich im aktuellen Musikgeschehen gar nicht aus und verfolge keinerlei Masterplan beim Musikmachen: »Ich mache das, wie es passiert und kommt.«

 

Dabei klingt ihr aktuelles Album »At the back of beyond she found an artichoke« ganz und gar nicht undurchdacht. Die knallig-bunten, straff durcharrangierten Elektropop-Songs springen einem förmlich in Ohr. Am ehesten fühlt man sich erinnert an die schwedische selfmade Pop-Königin Robyn, die den Spagat zwischen Chartpop und Checker-Attitüde momentan so formvollendet vorturnt. Wahrscheinlich sind es dieselben Einflüsse von 80er-Dance-Pop (Madonna, Stacey Q) bis hin zu zeitgenössischer Plugin-Elektronik, die verwandtschaftliche Bezüge herstellen. Zum anderen ist da aber diese niedliche Stimme, die charmant zwischen Rotzgörentum und Kleinmädchen-Romantik hin und her pendelt.

 

Danja macht ihre Musik nicht allein, sondern arbeitet eng mit dem Produzenten Sebastian Meier zusammen, der hauptverantwortlich für die kleinteiligen Arrangements ist: »Sebastian produziert Skizzen, zu denen ich mir Texte und Melodiebögen überlege. Ich spiele selbst kein Instrument, das funktioniert alles auf intuitive Weise.« Getextet wird auf Englisch und Französisch, was einen spürbaren Bruch markiert. Wobei die französischen Songs eine Spur verheißungsvoller rüberkommen, vielleicht weil man Danja dank ihres tunesischen Vaters und ihrer zarten Erscheinung das Frankophile so vorbehaltlos abkauft.

 

Auch wenn Danja selbst vornehmlich Musik für den Indietronic-Floor macht, gilt ihr Interesse doch auch anderen Gefilden: Für die Diplomarbeit ihres Kunststudiums ist sie durch Polen, Portugal und Tunesien gereist und hat dort in Form von Field-Recordings landestypisches Tonmaterial gesammelt. Zurück in Deutschland wurden die akustischen Mitbringsel zu eigenen Soundcollagen und Songs verarbeitet. »Soundcultures« nennt sich das Projekt, das Danja auf ihrer Website unter www.danja-atari.com/soundcultures vorstellt.

 

Aktuell steht die eigene Pop-Karriere klar im Vordergrund. Mit ihrer Band spielt sie so viel wie möglich live, für renommierte Festivals (Juicy Beats, Open Source) wurde sie schon gebucht. Auf der Bühne fühlt sie sich nämlich so richtig wohl. Viel wohler als bei Interviews.